Früchte, Waffen & Hochtechnologie

Ist Israel ein teures Subventionsobjekt oder das neben den Golfstaaten einzig funktionierende Wirtschaftsobjekt des Nahen Ostens? Beides. Einerseits erhält das Land internationale Unterstützung wie kaum ein anderer Staat. Mehr als drei Milliarden US-Dollar Regierungshilfe erhält Israel jährlich aus den USA. Darüber hinaus fließt Israel eine unbekannte Summe an Überweisungen von Juden aus der Diaspora zu – Geld, um sich dem jüdischen Staat verbunden zu zeigen.

Die Inflationsrate beträgt etwa 8,5 Prozent. Das Leben in Israel ist teurer als in Westeuropa, die Löhne dagegen sind niedriger. Wegen der wirtschaftlichen Krise nahmen israelische Unternehmer im März sogar ein Sakrileg in Angriff. „Wir müssen am Sabbat arbeiten können, wenn wir ausländische Investoren anziehen wollen“, erklärte der stellvertretende Vorsitzende des Industriellenverbandes, Doron Tamir.

Drei Faktoren kennzeichnen die Misere der israelischen Ökonomie: die Rohstoffarmut des Landes, hohe Militärausgaben sowie der Handelsboykott der umliegenden arabischen Staaten.

Nur 3,5 Prozent der Arbeitskräfte arbeiten in Landwirtschaft, Forst und Fischerei. Dennoch ist der Staat in dem Bereich fast autark, Avocados der Marke Carmel sind in fast jedem europäischen Supermarkt zu haben. Aber Lebensmittelexporte machen nur knapp vier Prozent der Gesamtausfuhren aus. Getreide muß überwiegend importiert werden.

Volkswirtschaftlich am wichtigsten sind Tourismus, Diamant-Export und Hochtechnologie. Knapp 22 Prozent der Gesamtausfuhren belegen Elektroartikel, 18 Prozent Chemikalien und Kunststoffe. Fast ein Drittel der israelischen Arbeitnehmer arbeitet im Bereich Herstellung und Konstruktion.

Israel steckt immense Summen in seinen militärischen Apparat. In den achtziger Jahren wurden für ihn über ein Viertel des Bruttosozialprodukts für Waffen ausgegeben – Tendenz steigend. Im Nahen Osten wird Israel damit nur noch von Syrien übertroffen, das nach israelischen Angaben die Hälfte seiner Einnahmen in die Rüstung steckt.

International ist Israel ein angesehener Geschäftspartner, im Nahen Osten – mangels Friedensverträgen – eher nicht. Wichtigster Handelspartner ist die EU, mit deren Staaten Israel durch ein einzigartiges Assoziierungsabkommen verbunden ist. Mehr als 60 Prozent des israelischen Außenhandels werden über die Europäische Union abgewickelt.

Ex-Ministerpräsident Schimon Peres fordert angesichts dieser Abhängigkeit einen nahöstlichen Binnenmarkt, von dem alle Staaten der Region profitieren sollen. Erfahrungen damit hat Israel schon. Allen politischen Differenzen zum Trotz handelt das Land seit Jahrzehnten auch mit seinen ärgsten Feinden. Während des iranisch-irakischen Krieges in den achtziger Jahren erhielten die iranischen Mullahs Waffen aus Israel, um damit den in Jerusalem als bedrohlicher eingeschätzten Irak im Zaum zu halten. Das Kriegsgerät käme „direkt von Gott“ hieß es damals in Teheran. Heute soll Israel gegen die Beschlüsse der UNO über Drittstaaten Technologie in den Iran liefern. Thomas Dreger