Wenn türkische Mütter Deutsch lernen

■ Seit letztem Sommer gibt es an der Plauen-Grundschule in Kreuzberg Sprachunterricht für türkische Mütter. Das Beispiel soll Schule machen

Eine Schule hat bei der Innenstadtkonferenz große Aufmerksamkeit auf sich gezogen: die Plauen-Grundschule in Kreuzberg. Als einzige Schule der Stadt bietet sie Deutschkurse für türkische Mütter an. „Die Mütter bringen ihre Kinder morgens in die Schule und bleiben dann selbst gleich zum Sprachuntericht da“, so Gerlinde Hohnhäuser, die Schulleiterin der Plauen-Schule. Die Idee zu den Spachkursen habe sie schon länger gehabt, erzählt die Direktorin. Als dann im letzten Sommer 1997 geeignete Räume frei wurden, konnten mit dem Schuljahr auch die Sprachkurse beginnen.

Die anfänglich reservierte Haltung einiger Kollegen sei inzwischen verflogen, und der Unterricht ist bei den türkischen Frauen so beliebt, daß mittlerweile ein zweiter Kurs angeboten wird. „Viele Mütter haben mir erzählt, daß sie das gute Gefühl haben, ihren Kindern jetzt besser helfen zu können, gerade bei den Hausaufgaben“, berichtet Hohnhäuser. Der Sprachunterricht stelle allerdings auch einen Freiraum für viele türkische Frauen dar. „Hier dürfen sie herkommen, das gehört zur Kindererziehung, und damit sind dann auch die Männer einverstanden“, so Hohnhäuser.

Unterrichtssprache ist Deutsch, bei einem türkischen Lehrer. Im Unterricht werden vor allem Alltagssituationen geübt, Briefmarkenkaufen oder ein Behördengang. „Die Sprachsicherheit stärkt das Selbstbewußtsein der Frauen, sie freuen sich, wenn sie auf deutsch antworten können und verstanden werden“, berichtet Hohnhäuser. Nach dem Unterricht können sich die Frauen im Café stärken, das ebenfalls letzten Sommer eingerichtet wurde. „So müssen die Mütter nicht immer auf dem Schulhof auf ihre Kinder warten, außerdem haben türkische Frauen im Gegensatz zu den Männern kaum eigene Räume“, erklärt Hohnhäuser. In dem Café werden auch kleine Projektkurse – zum Beispiel Kerzengießen – angeboten, und mittlerweile ist das „Müttercafé“ zu einem richtigen Treffpunkt avanciert. Die Kurse werden von der Freudenberg-Stiftung und der Sprachschule des Internationalen Bundes, einem gemeinnützigen Ausbildungsträger, finanziert. Die Ausländerbeauftragte Barbara John lobt diese Art des Sprachunterrichts als „hervorragende Integrationsmöglichkeit“. Sie möchte jetzt noch mehr Kurse an möglichst vielen Schulen in Berlin anbieten und sich dafür persöhnlich um Finanzierungsmöglichkeiten bemühen. Britta Steffenhagen