Zeigen, daß man standhaft ist

■ Ihrem hohen Anspruch wurde die 7. Asien-Pazifik-Konferenz in Peking nur teilweise gerecht. Rund 700 Unternehmer diskutierten über die Perspektiven nach der asiatischen Wirtschafts- und Währungskrise. Aus Peki

Zeigen, daß man standhaft ist

Es sollte so etwas wie ein Davos der Deutschen in Asien sein. Wo sich – wie beim alljährlichen Weltwirtschaftsforum in der Schweiz – die Crème de la crème aus Wirtschaft und Politik trifft, um visionäre Zukunftsparolen zu verkünden und hinter den Kulissen konkrete Geschäfte zu machen. Doch die „7. Asien-Pazifik-Konferenz der deutschen Wirtschaft“, zu der sich gestern rund 700 zumeist deutsche Gäste in Peking zusammenfanden, genügte ihrem hohen Anspruch nicht.

Es fehlte schlicht an qualifizierten Vertretern anderer Länder, etwa aus Japan oder den USA, die überhaupt erst eine Kontroverse über die wirtschaftlichen Investitionsaussichten in Asien ermöglicht hätten. Doch die Deutschen bleiben unter sich. So konnte in Peking zwar nicht mit grundlegenen Meinungsverschiedenheiten gerechnet werden, wie es sie etwa unter Experten über die zukünftige Verbrauchernachfrage in Japan und China gibt. Allerdings suggerierte die Konferenz den zahlreich angereisten Mittelständlern, die oftmals allein auf weiter Flur ihre Investitionen tätigen, eine deutsche Vertrautheit mit den asiatischen Märkten. „Wir können uns in Asien auch mitten in der Krise sehen lassen“, lautetet die Botschaft der deutschen Unternehmer. Nie zuvor waren so viele von ihnen in Asien zusammengetroffen.

Das große Interesse gründete sich auf den Hintergrund, vor dem die Deutschen ihre Asien-Strategien diskutierten. In China erreichte das Wirtschaftswachstum im ersten Quartal die niedrigste Quote seit sechs Jahren – ein Beleg dafür, daß die Asien-Krise, die im letzten Sommer mit den Kurseinbrüchen in Thailand begann, noch lange nicht vorüber ist. Besonders hart sind die deutschen Hersteller von Luxuskonsumgütern von der Asien-Krise betroffen. So gab der Absatz von BMW-Limousinen in Japan im vergangenen Jahr um 26 Prozent nach. Dafür können sich die Japaner allerdings für den VW- Polo begeistern, dessen Verkaufsboom derzeit das Verlustgeschäft der Wolfsburger in anderen Ländern Asiens wettmacht. Ohnehin sind die Deutschen eher für solide denn extravagante Güter bekannt. Das hilft in Zeiten der Krise.

Was die Kleinen das Überleben kosten kann, müssen die Großen nicht fürchten: „Wir haben zwanzig Prozent unserer Kredite in Korea abgeschrieben. Doch was anderen den Todesstoß versetzt hätte, haut uns nicht um“, berichtet Geschäftsführungsmitglied Klaus Wagner von der Bayrischen Vereinsbank. Wagner teilt auch die Ansicht nicht, daß die deutschen Banken während der letzten Jahre zu viel und zu wahrlos in Asien Kredite vergeben hätten: „Der Nachholbedarf war einfach zu groß.“

Diese Rechtfertigung für nicht immer sehr profitable Asieninvestitionen gilt auch im Fall von Siemens, der für sich genommen die Komplexität und Widersprüchlichkeit großangelegter Asien- Strategien belegt. Da haben die Münchener nun mühsam einen zehnprozentigen Marktanteil für chinesische Mobiltelefone erobert und können sich nicht darüber freuen: Motorola, Nokia und Ericsson sind längst an ihnen vorbeigezogen. Zudem steht Siemens vor der Entscheidung, den innerchinesischen Vertrieb seiner Produkte zu erneuern. Doch will man große Summen investieren, wenn die Nachfrage gerade sinkt?

Daß es über die deutschen Unternehmen in Asien derzeit keine einhellige Botschaft zu vermitteln gibt, ist wohl auch Bundeskanzler Kohl klar geworden: Er sagte seine für Juni geplante China-Reise ab. Ursprünglich wollte er die letzte große deutsche China-Investition einweihen: Ein Chemie-Joint-venture des BASF-Konzerns in Nanking im Auftragswert von vier Milliarden US-Dollar. Doch damit hätte Kohl nur das Ende der deutschen Asien-Euphorie besiegeln können, die er mit seinen spektakulären China-Besuchen vor Jahren selbst eingeleitet hatte.