Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Anastasia USA 1997, R: Don Bluth, Gary Goldman

„Den Angriff auf Disney, denn nichts anderes ist „Anastasia“, hat sich das Hollywood-Studio „20th Century Fox“einiges kosten lassen. So ganz aufgegangen ist die Rechnung (noch) nicht; „Anastasia“hat in den USA so gerade einmal die Produktionskosten hereingeholt. Verstecken muß sich das Trickmärchen vor den Produktionen der Erben von Onkel Walt aber nicht. Die Zutaten stimmen: ein bißchen Poesie, ein wenig Legende, viel Märchen und Kitsch und jede Menge Gefühl und Romantik, abgeschmeckt mit einem Hauch Historie. Die Geschichte der jungen Anya, die – verfolgt vom Bösewicht Rasputin – beweisen muß, daß sie die verlorene Zarentochter ist, hat alles, was auch jeden Disney-Film auszeichnet. Bleibt nur die Frage, wer sich für diese romantisch-harmlose Liebesmär interessiert.“(TV-Spielfilm) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Cinemaxx, Casablanca (Ol)

Alice doesn't live here anymore USA 1974, R: Martin Scorsese, D: Ellen Burstyn, Kris Kristofferson / Originalfassung ohne Untertitel

„Nach dem Unfalltod ihres Mannes begibt sich eine junge Frau mit ihrem 12jährigen naseweisen Sohn auf den Weg nach Kalifornien, um ihren Jugendtraum als Sängerin zu verwirklichen. Unterwegs arbeitet sie als Barsängerin und Serviererin und bleibt schließlich bei einem Farmer hängen. Der hervorragend gespielte und inszenierte, aber nicht sehr differenzierte Film zeigt die Entwicklung der Hauptfigur von der frustrierten Hausfrau zu einer gewissen Selbstständigkeit, führt jedoch das Thema der Emanzipation nicht konsequent zu Ende.“(Lexikon des internationalen Films) Kino 46

Auf der Jagd USA 1998, R: Stuart Baird, D: Tommy Lee Jones, Wesley Snipes

„Auf der Jagd“wird als Fortsetzung der Doktor-Kimble-Saga „Auf der Flucht“angepriesen, ist eigentlich aber eine Spiegelung derselben Geschichte: Wieder ist ein aufrechter Mann (Wesley Snipes) fälschlicherweise eingebuchtet, wieder kann er fliehen und wird von einem hartleibigen Marshall gehetzt. Diesmal aber ist der Marshall (Tommy Lee Jones) zum Star des Films auserkoren. Selbst Regisseur Stuart Baird fällt es schwer, Sympathie für den Menschenjäger zu entwickeln, der einen Unschuldigen vor Gericht bringen will - und dieses Dilemma versucht sein Film mit einer wirren Verratsplotte zu vertuschen. Erfolglos. Wann immer sich Jäger und Gejagter raufen, möchte der Zuschauer ihnen zurufen: Jungs, vertragt euch. Ihr seid die Guten. Und so etwas killt jeden Thrill.“(Der Spiegel) Cinemaxx, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Auf Messers Schneide USA 1997, R: Lee Tamahoris, D: Anthony Hopkins, Alec Baldwin

„Ein Flugzeugabsturz wirft den Milliardär Charles (Anthony Hopkins) ins tiefste Alaska. Dort muß er die Elemente und den Verehrer (Alec Baldwin) seiner Frau bezwingen. Lee Tamahoris Wildnis-Melodram gipfelt im Kampf mit einem gigantischen Kodiakbären. Daß die beiden Grünhörner im selbstgefertigten Bärenpelz dem Showdown entgegenstapfen, macht das Abenteuergarn nicht glaubwürdiger.“(Der Spiegel) City

B

Besser geht's nicht USA 1997, R: James L. Brooks, D: Jack Nicholson, Helen Hunt

„Leute, die Metaphern benutzen, können mir den Schritt schamponieren“– O ja, Melvin Udall (Jack Nicholson) ist ein wahres Herzchen! Das läßt er Leute spüren, die auf seinem angestammten Platz im Restaurant sitzen, ihn fragen, wie's ihm geht oder einfach nur im Weg sind. Drei „Golden Globe“-Auszeichnungen (für Nicholson, Hunt und die Beste Komödie) lassen erahnen, wie gut diese hundsgemeine, herzerweichende Liebesgeschichte ist. Absolutes Highlight bleibt aber Jack Nicholson als „Rain Man“mit mieser Laune, zweifellos eine dankbare Rolle, die ihm perfekt paßt. Eigentlich ist dem Titel nichts hinzuzufügen: Besser geht's nicht!“(TV-Spielfilm) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Cinemaxx, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Muwi (Ol)

The Big Lebowski USA 1998, R: Joel Coen, D: Jeff Bridges, John Goodman, Steve Buscemi

Oblomov trifft hier auf Philip Marlowe, und man muß schon die irrwitzige Fantasie der Coen-Brothers haben, um den größten Faulpelz der Literaturgeschichte und den gebrochenen romantischen Privatdetektiv in einer Figur zu vereinen. Jeff Lebowski gilt als „der trägste Mensch von L.A.“: Der ewige Hippie läuft bekifft und in Boxershorts durch den Film. Ausgerechnet dieser Antiheld wird nun in eine höchst komplizierte Entführungsgeschichte verwickelt, bei der die Konventionen des Detektivfilms von den Regisseuren mit schönstem Übermut ad absurdum geführt werden. (hip) Schauburg, Casablanca (Ol)

Blue Note - A Story of modern Jazz Deutschland 1997, R: Julian Benedikt / Originalfassung mit Untertiteln

„Wenn man jeden Tag Juwelen zu seinen Füßen liegen sieht, lernt man ihren Wert nie zu schätzen!“- so beschreibt ein schwarzer Musiker in diesem Film das Verhältnis der US-Amerikaner zum Jazz. Tatsächlich waren es immer die Europäer, die diese einzige originäre Kunstform der USA als solche erkannten und förderten. Etwa die beiden jüdischen Emigranten Alfred Lion und Frank Wolff aus Deutschland, die in New York das „Blue Note“Label gründeten, auf dem fast alle Stars des modernen Jazz epochale Aufnahmen machten. „The Band must schwing!“war ihre einzige Direktive bei diesen recording-sessions, und tatsächlich verbindet neben einem immer präsenten Blues-Feeling der warm pulsierende Swing die frühesten Aufnahmen des Films von Bud Powell mit den ganz aktuellen der Vokalistin Cassandra Wilson. Und diesen durchgehenden Groove hat der deutsche (!) Filmemacher Julian Benedikt mit seinem musikalisch, jazzigen Schnitt gut getroffen. Doch am meisten überzeugt das immense und extrem gute Material, das Benedikt in den Archiven von „Blue Note“fand. Eine Filmsequenz, in der Thelonius Monk's Schweiß auf sein Piano tropft, die wunderbaren Schwarzweißphotographien von Frank Wolff, die graphisch so originellen Plattencover von Reid Miles. Man müßte schon ein sehr tölpeliger Filmemacher sein, um aus all dem keinen schicken Film mit Schwing zu machen, der nebenbei (wie es der Untertitel verspricht) eine Geschichte des modernen Jazz erzählt. (hip) Kino 46

C

Comedian Harmonists Deutschland 1997, R: Joseph Vilsmaier, D: Ben Becker, Ulrich Noetken, Kai Wiesinger

Diese posthume Erfolgsgeschichte mußte natürlich auf der großen Leinwand enden, und der große Gefühlsbademeister Vilsmaier ist wohl auch der richtige Mann dafür. Man könnte sich zwar auch eine schön böse Tragikomödie von Helmut Dietl vorstellen, die dem raffinierten Witz ihrer Lieder sicher näherkäme, aber bei Künstlerbiographien mit solchen Pflichtzutaten wie „Aufstieg und Fall“, den Greatest hits und Schauspielern, die den Originalen möglichst ähnlich sehen, stört zuviel Originalität nur. Und im großen und ganzen hat Vilsmaier auch alles richtig gemacht: Die Ausstattung ist prächtig, und das Grundübel aller Biopics löste er mit dem gängigen Trick: Wenn zu wenig passiert, kommt eine Liebesgeschichte immer gut. Vilsmaier will großes Gefühlskino, und so freuen wir uns mit den netten Jungs, wenn sie nach soviel Probenarbeit endlich den verdienten Erfolg haben, und wenn die Nazis sie dann mit ihren Rassegesetzen auseinanderzwingen, sind wir angemessen empört. Dabei hat er natürlich geglättet: Die böse Pointe, daß die arischen Bandmitglieder ihre jüdischen Partner nach deren Emigration in die USA wegen Verdienstausfalls verklagten, verschweigt er uns, um damit nicht den rührenden Abschied am Bahnhof zu verderben, bei dem die schöne junge Frau sich dann doch noch für das richtige Bandmitglied entscheidet. Nur die Diskrepanz zwischen dem eher schwerfälligen Film und der leichtfüßigen Musik der Comedian Harmonists irritiert etwas: dies ist der kleine grüne Kaktus in Cinemascope. (hip) City

D

Drei aus der Haferstrasse Türkei 1994, R: Pal Erdöss

„Der türkische Kinderfilm erzählt die Geschichte des schüchternen Ogu, der sich in ein gefährliches Abenteuer stürzt, nachdem ihm sein erster Pfiff mit zwei Fingern gelungen ist.“(taz) Schauburg, Casablanca (Ol)

E

Der englische Patient USA 1996, R: Anthony Minghella, D: Ralph Fiennes, Kirstin Scott Thomas, Juliette Binoche

"Der englische Patient“ist nichts als ein großer, ruhiger, altmodischer Liebesfilm. Von allen Geschichten, die in Ondaatjes Roman erzählt werden, erzählt er nur eine einzige. Aber dieser verleiht er allen Zauber, den das Kino geben kann.“(Andreas Kilb) Gondel

F

Flubber USA 1997, R: Les Mayfield, D: Robin Willams, Marcia Gay Harden, Christopher McDonald u.a.

„Eigentlich müßte Flubber bei uns Flummi heißen: Fliegendes Gummi ist der Star dieser Disney-Komödie. Die neueste Erfindung von Professor Brainard (Robin Williams) birgt ungeahnte Talente; hundertfach vervielfältigt, legt die grünlich-schleimige Substanz einen flotten Mambo aufs Parkett und geht ab wie eine Rakete, wenn man sie anschubst. Das schreit nach bösen Buben, die die Wundermasse zu Geld machen wollen ... Immer wieder versucht Disney, mit Remakes erfolgreicher Komödien Kasse zu machen. Die klingelt bei der Neuauflage von „Der fliegende Pauker“auch lautstark, schließlich handelt es sich um wohl kalkulierte, amüsante Familienkurzweil.“(TV Spielfilm) UT-Kinocenter, Ufa-Palast, Cinemaxx, Schauburg Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Frauen lügen nicht Deutschland 1997, R: Michael Juncker, D: Jennifer Nitsch, Dominique Horwitz

"Der Urlaubsflirt war hinreißend, doch zum Abschied bekommt Marie vom bindungsunwilligen Xaver eine falsche Visitenkarte in die Hand gedrückt. Die gehört dem ahnungslosen Wiener Automechaniker Xavier, dem jetzt säckeweise Liebespost von der vernarrten Marie ins Haus flattert. Natürlich kommt es irgendwann zum Treffen - und damit zum heillosen Durcheinander, zu dem auch noch Maries Freundin Hannah gehörig beiträgt. Braucht die Welt noch'ne deutsche Beziehungskomödie? Egal, das Team macht dieses boulevardeske Chaos sehenswert. Daß die Hauptdarstellerinnen auch privat befreundet sind, hilft der „Chemie“gut auf die Sprünge.“(TV-Spielfilm) Cinemaxx, UT-Kinos

G

Good Will Hunting USA 1997, R: Gus van Sant, D: Matt Damon, Robin Williams

„Der junge Will Hunting jobbt als Putzhilfe an der Uni. Nachts löst er dort nebenbei die schwierigsten Mathematik-Aufgaben, die auf der Tafel noch übriggeblieben sind. Professor Lambeau erkennt das Genie, das in dem Jungen steckt. Doch der wilde Will aus der Vorstadt prügelt sich lieber mit seinen Arbeiter-Kumpels. Des Lehrers letzte Hoffnung ist sein einstiger College-Kollege Sean McGuire, ein Psychiater-Freak. Zwischen dem traumatischen Teenie und dem schrägen Therapeuten entwickelt sich ganz langsam eine Vater-Sohn Freundschaft. Die Geschichte riecht nach Schmalz und Tränendrüsendrücker. Daraus hätte Hollywood eine Seifenoper vom verstörten Genie gedreht. Doch ein Gus van Sant (“Drugstore Cowboy“, „My Private Idaho“) kennt bekanntlich keinen Kitsch. Wichtiger als die Geschichte sind ihm seine Figuren. Mit Matt Damon und Robin Williams hat er zwei charismatische Schauspieler gefunden, die sich bei ihren Streitereien zu atemberaubenden Höchstleistungen aufstacheln.“(Bremer) Cinemaxx, Schauburg, Wall- & Ziegelhofkinos

H

Hard Rain USA 1997, R: Mikael Salomon, D: Morgan Freeman, Christian Slater

„Von tiefen Wassern und flachen Charakteren erzählt „Hard Rain“. Geschrieben von Graham Yost („Broken Arrow“, „Speed“) und inszeniert von Mikael Salomon, der schon bei der wässrigen Unterhaltung von „The Abyss“für die Kamera verantwortlich zeichnete, ist dies ein prominent besetzter Desasterfilm, der mehr durch die Spezialeffekte als durch eine glaubwürdige Geschichte auffällt. Dies ist einer der Filme, der die Spannung dadurch unterminiert, daß er zu sehr die Erwartungen der Zuschauer erfüllt, die den Bekanntheitsgrad der Stars mit ihren Überlebenschancen gleichsetzten. Es gibt keinen Moment des Zweifels daran, wer diese Nacht der Gewalt und Naturgewalten überlebt, und beim Finale scheint die ganze Geschichte um den Überfall auf einen Geldtransporter nicht mehr als ein Vorwand zu sein, um zwei Stunden lang extrem feuchte Stunts vorzuführen.“(New York Times) City

Härtetest Deutschland 1997, R: Janek Rieke, D: Janek Rieke, Lisa Martinek

„Jonas ist 26. Er frühstückt mit seiner Mutter, arbeitet für seinen Vater, hat Angst vor Schlangen, reagiert allergisch auf Nüsse und würde niemals Drogen nehmen. Und dann verliebt sich Jonas in die hartgesottenste Frau der Stadt. Der junge Filmemacher Janek Rieke hat es gewagt, eine weitere deutsche Komödie zu drehen, und die ist tatsächlich lustig geworden. Er spielt den Jonas als ängstlichen Hasenfuß, der sich in die radikale Ökokämpferin Lena verliebt, in dieser charmanten Liebeskomödie mit einer erfrischenden „Katja-Riemann-Freizone“. (Der Spiegel) Cinema, Casablanca (Ol)

Heirat nicht ausgeschlossen USA 1997, R: Mark Joffe, D: Janeane Garofalo, David O'Hara

„Liebeskomödie mit einer fast inflationären Fülle von irisch schrulligen Gags. Wahlkampfhelferin Marcy soll für ihren dümmlichen Bostoner Senator nach Irland reisen, um dort seine angeblich irische Ahnentafel auszukundschaften. Ihre Nachforschungen werden manipuliert und behindert von einem dort gerade stattfindenden Heiratsvermittlungsfestival. Die Eigendynamik aus Kuppelei und balzenden irischen Verehrern wirft die genervte Amerikanerin plötzlich selbst mitten ins Liebeschaos.“(tip) UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol

Hercules Nusa 1997, R: Ron Clemens

„Dies ist nach dem eher ernsthaften „Glöckner von Notre Dame“eine Rücckehr zum süßlich-komischen Stil von „Die kleine Meerjungfrau“und „Aladin“. Es ist natürlich völlig anders als alles, woran wir uns aus der antiken Heldensagen erinnern: sehr amerikanisch, laut und vulgär, aber halt auch ein großer Spaß.“(Christopher Tookey) Gondel

Die Honigkuckuckskinder Deutschland 1992, R: Willy Brunner, D: Tina Sauermann

„Ein Sozialmärchen für Kinder, das sich engagiert gegen Rassismus wendet und durch die Art und Weise, wie es Kinder direkt anspricht, überzeugt.“(Lexikon des internationalen Films) Atlantis

I

Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast USA 1997, R: Gim Gillespie, D: Jennifer Love Hewitt, Sarah Michelle Gellar

„Nach einer wilden Party brausen die Teenie-Helden: Julie, Helen, und ihre Freunde Barry und Ray im BMW von Barrys Dad durch die Nacht. Als sie einen Landstreicher überfahren, beschließen sie, den Toten in die benachbarte Bucht zu werfen. Ein Jahr später bekommt jeder der vier einen Brief mit dem Satz: „Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast“. Ein blutiger Alptraum beginnt... Nicht ganz so clever und selbstironisch wie „Scream“und „Scream 2“, doch mit schnuckeligen TV-Stars, reichlich Schockmomenten und mörderisch gutem Soundtrack.“(TV Spielfilm) UT-Kinocenter

J

Jackie Brown USA 1998, R: Quentin Tarantino, D: Pam Grier, Samuel L. Jackson, Robert De Niro

„Was machen Kult-Filmer nach dem Mega-Hit? Sie backen bewußt erstmal kleinere Brötchen. Auch Trendmeister Tarantino entgeht der Versuchung, „Pulp Fiction“krampfhaft zu überbieten. Statt dessen kocht er „Jackie Brown“auf Sparflamme. Ein kleiner Krimi von Elmore Leonard („Schnappt Shortie“), in dem eine pfiffige Stewardeß fürs FBI einen Waffenhändler überführen soll. Die Hauptrolle spielt Pam Grier, jene Blaxploitation-Queen aus den 70er Jahren, das nette schwarze Mädel in rassistischen Ramsch-Serien. Den endlos quasselnden Waffenhändler gibt „Pulp“-Bube Samuel L. Jackson, dem als trotteliger Partner Robert De Niro zur Seite steht. QT-Fans werden schockiert sein über das Fehlen von Gewalt: Nur vier Leichen pflastern seinen Weg, nur einmal spritzt Hirn über die Windschutzscheibe. Dramaturgisch präzise und mit gewohnt lässigen Dialogen entwickelt Tarantino sein skurriles Figurenkabinett. Daß er sich dabei zweieinhalb Stunden Zeit läßt, erfordert beim MTV-verwöhnten Zuschauer zwar Geduld. Die spielfreudigen Akteure und der schmalzige 70er-Jahre-Soundtrack machen Quentins Krimi-Tango dennoch zum unterhaltsamen Kinovergnügen – ganz ohne Kult-Getue.“(Bremer) Cinemaxx, Schauburg, Passage (Del), Casablanca (Ol)

Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit

„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarinette jenseits der Sprache ausdrücken kann – genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“(Der Spiegel) Cinema, Filmstudio

K

Karakum Deutschland 1993, R: Arend Agthe, D: Max Kullmann, Murat Orazov

„Die Wüste lockt. Soweit das Kameraauge reicht, öffnen sich Horizonte. Arend Agthes Film schafft im Fluge den Sprung von der Zivilisation in diese Zivilisationsferne, von Hamburg nach Turkmenistan, vom deutschen Alltag ins exotische Abenteuer. Wie schon in seinem Film „Der Sommer des Falken“hat Agthe Fluglust, Abenteuerglanz, Kriminalmotive und einen Hauch Tausendundeinenacht mit der Skizze einer Vater-Sohn-Beziehung verbunden, doch diesmal sind die diversen Elemente souveräner denn je verschmolzen. Die Wüste bringt hier den Regisseur zu äußerster Klarheit und Lakonie.“(Frankfurter Allgemeine Zeitung) Kino 46

Kundun USA 1997, R: Martin Scorsese, D: Tenzin Thuthob Tsarong, Sonam Phuntsok

„Martin Scorseses Darstellung der Jugendjahre des Dalai Lamas beginnt wie ein gebieterischer John Ford-Western mit einem einsamen Reiter, der die öde Weite von Tibet durchreist, auf der Suche nach einem kleinen Jungen, der die jüngste Reinkarnation des Buddahs ist. Scorsese ist besonders mutig, wenn er das exotische Thema ohne die dramaturgische Krücke eines westlichen Reisenden behandeln, der alles schön für das Publikum interpretiert. Scorses ließ sich von den Mandalas inspirieren, die die Mönche mit bunt glänzendem Sand zeichnen. Visuell ist dies wohl sein schwelgerischstes Werk seit „Raging Bull“.“(The New Yorker) Filmstudio

L

Das Leben ist ein Chanson Frankreich 1997, R: Alain Resnais, D: Sabine Azema, Pierre Arditit, Jean-Pierre Bacri

„Alain Resnais hat den vielleicht durchgedrehtesten und mit Sicherheit lustigsten Film seiner Karriere gedreht: Musical, Boulevardstück, Tragi-komödie und Kulturkritik mit den Mitteln des Chansons. Quer durch die Chansongeschichte setzt Resnais berühmte Lieder immer wieder wie Dialoge ein. Mit der Musik nimmt sich der Film ganz tröstlich der Sorgen und Selbstzweifel seiner Heden an, die sich mit Ehekrisen, Liebeskummer, falschen Traummännern und der Suche nach der Traumwohnung herumschlagen. Und durch die Platitüden, Binsenweisheiten und vertrauten Melodien der Chansons kommt man den Figuren nahe.“(tip) Gondel, Casablanca (Ol)

M

Der Mann mit der eisernen Maske USA 1998, R: Randall Wallace, D: Leonardo DiCaprio, Jeremy Irons, John Malkovich; Gerard Depardieu

„Bei „Titanic“war das Eis sein Schicksal, jetzt spielt Leonardo DiCaprio selbst einen Eisberg: den jugendlichen Louis XIV., der seinen Hofstaat demütigt, das Volk hungern läßt und diverse Hofdamen flachlegt. Schlimm, schlimm, findet Übervater d'Artagnan, und prompt erwachen auch die anderen Musketiere aus dem Vorruhestand. Zwar sagen sie weiter brav ihre Kalendersprüche auf, ersinnen aber einen Plan, den bösen König gegen dessen Zwillingsbruder (DiCaprio zum zweiten) auszutauschen. Der langweilt sich in einem Kerker, hat darüber hinaus eine Maske vor dem Gesicht – vielleicht ganz praktisch während der Pubertät, auf die Dauer aber recht lästig. Also weg mit dem Ding und dem fiesen Bruder, der Thron ruft! Doch bis es soweit ist, bekommt man in diesem zähen Historical viel Mantel, aber wenig Degen zu sehen; der Film zieht sich wie eine höfischen Zeremonie, zumal die Musketiere ihre Schauspielkunst hinter langen Haaren und Bärten verstecken. Egal: Regisseur Randall Wallace hat DiCaprio, und der spielt schließlich irgendwie „eine Art Nelson-Mandela-Figur“(Pressetext). Touche!“(Der Spiegel) UFA-Palast, Cinemaxx, UT-Kinocenter, Passage (Del)

Mäusejagd USA 1997, Gore Verbinski, D: Nathan Lane, Lee Evans

„Die Brüder Ernie und Lars Smuntz erben eine Fabrik, ein Haus und eine Maus. Die Fabrik scheint den Brüdern wertlos zu sein, das Haus aber wollen sie versteigern; nur die Maus muß raus. Der Werbefilmer Gore Verbinski nutzt diesen einfachen Plot, um zu zeigen, was er so alles kann. Aber nach der zehnten überrraschenden Kamerafahrt ist die „Tom und Jerry“-Dramaturgie verbraucht, und auch die Maus fängt irgendwann an, höllisch zu nerven.“(tip) Cinemaxx, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Passage (Del)

Max Ernst: Mein Vagabundieren - Meine Unruhe Deutschland 1991, R: Peter Schamoni

Das Leben von Max Ernst zwischen Dada, Surrealismus und Hopi-Indianern, zwischen Paris, New York, Arizona und Avignon war phantastisch, provozierend und frei wie seine besten Kunstwerke. Und weil Ernst sich selber mit viel poetischem und visionärem Esprit inszenierte, konnte bei diesem Portraitfilm nicht viel schiefgehen. Nur wenige Male, wenn Regisseur Peter Schamoni versucht, die Dokumentation mit eigenen künstlerischen Ideen anzureichern, verliert der Film. Zeitrafferaufnahmen von amerikanischen Landschaften oder Straßenaufnahmen wirken unmotiviert. Aber zum Glück wird meist nur ganz konventionell das ganz und gar unkonventionelle Leben von Max Ernst präsentiert. (hip) Kino 46

N

Niki de Saint Phalle Deutschland 1994, R: Peter Schamoni, D: Niki de Saint Phalle

Die französisch-amerikanische Künstlerin Niki de Saint Phalle erzählt von ihrem Leben, ihrem Werk und der Zusammenarbeit mit ihrem 1991 verstorbenen Ehemann, dem Kinetikkünstler Jean Tinguely Cinema

Nocki DDR 1984

Kinderspielfilm mit Schauspielern und Puppen, der davon erzählt, wie ein Puppenfilm fürs Kino gemacht wird. UFA-Palast

R

Der Regenmacher USA 1997, R: Francis Coppola, D: Matt Damon

„Matt Damon spielt diesen jungen Anwalt, der ein paar hilflose Gestalten zu retten versucht und dabei zwei eher banale Dinge feststellt – nämlich daß Macht korrumpiert und ein guter Anwalt meistens nur ein reicher Anwalt wird, wenn er irgendwann beginnt, diese Spiel mitzuspielen. Auf diesen schlichten Botschaften beruht fast der gesamte Erfolg des Erzählers John Grisham, aber Coppola gelingt es, aus einem biederen Sozialporno bewegendes Kino zu machen. Denn seine Helden wissen nicht, was sie tun; sie stolpern durch die Welt und wollen ihre Träume nicht aufgeben, aber trotzdem ein wenig Anstand wahren. Es gibt viele Regisseure, die so eine Geschichte mit dem großen Zeigefinger platt drücken würden. Coppola dagegen zeigt noch einmal den epischen Reichtum seiner Erzählkunst: populär und persönlich und natürlich entertaining.“(Der Spiegel) UT-Kinocenter

Romeo & Julia USA 1996, R: Baz Luhrmann, D: Leonardo DiCaprio, Claire Danes

„Luhrmanns Film ist eine echte Tennage-opera, unglaublich romantisch und tragisch zugleich, unterstrichen von einer Musik, die den Film stellenweise wie ein Musical erscheinen und seine Bilder grell explodieren läßt. Ausgesprochen sympathisch und natürlich herzergreifend.“(taz) Gondel, Atelier

S

Der Schakal USA 1997, R: Michael Caton-Jones, D: Bruce Willis, Richard Gere, Sidney Poitier

„Der „Schakal“agiert so verborgen, daß sogar das FBI lange zweifelt, ob der Auftragskiller nicht nur ein Mythos ist. Doch als er für 70 Millionen Dollar die First Lady der USA ins Visier nimmt, müssen die Behörden handeln. Ha! 70 Millionen Dollar? Lächerlich! Doch die Summe verliert rasch an Dimension angesichts des üblichen Budgets für einen durchschnittlichen Actionfilm mit A-Stars. In diesem Fall freilich wäre das Geld fast überall anders besser investiert gewesen. Riesige logische Löcher, ein Bruce Willis weit unter seinem Niveau, vor allem aber ein politisch korrekter Weichspülgang, der jeden Zynismus aus Forsyths Roman gewaschen hat, sind die Ingredienzen dieser lauwarmen Melange.“(tip) Cinemaxx

Das schreckliche Mädchen Deutschland 1990, R: Michael Verhoeven, D: Lena Stolze, Monika Baumgartner

„Eine Schülerin erforscht für einen Aufsatz-Wettbewerb die nationalsozialistische Vergangenheit ihrer Heimatstadt und entlarvt dabei im Konflikt mit den Honoratioren deren politische Irrtümer und Verfehlungen. Eine politische Komödie, die mit Satire und Polemik das Problem einer ungenügenden Vergangenheitsbewältigung beleuchtet. Auch in der filmkünstlerischen Gestaltung bemerkenswert, da Realsatire und Unterhaltungsqualität auf eine für den deutschen Film ungewöhnliche Weise verbunden sind.“(Lexikon des internationalen Films) Schauburg

Die Schwächen der Frauen Lux/Bel/F/Ch/P/Sp 1997, R: Luis Galvao Teles, D: Carmen Maura, Miou-Miou, Guesch Patti

„Was sind die geheimen Wünsche einer Frau von 40?“recherchiert in dem Film des Portugiesen Luis Galvao Teles die Fernsehjournalistin Linda Lapa (Carmen Maura), und die Antworten, die sie von ihren Freundinnen erhält, sind keine großen Überraschungen. „Cherchez le homme“ist das Grundthema dieses Episodenfilms, in dem fünf Filmstars aus vier verschiedenen Ländern in einer Art Reigen zu sehen sind – alle sind sie schicke Heldinnen aus der Oberschicht, und mit einer Ausnahme enden ihre romantischen Verwicklungen in einem Happy End. Mit Carmen Maura, Miou-Miou, Marisa Berenson und Marthe Keller hat der Film gleich vier Stars, die jede für sich einen Film hätte tragen können. Und auch die Popsängerin Guesch Patti („Etienne“) wirkt bei ihrem Leinwanddebüt sehr souverän und attraktiv. Dafür, daß das Drehbuch offensichtlich auf dem Reißbrett entstand, und die Coproduktion von Luxemburg, Frankreich, Belgien, Portugal, Spanien und der Schweiz einer der inzwischen berüchtigten „Europuddinge“ist, funktioniert er erstaunlich gut. Teles hat für die leichtfüßige Liebeskomödie den passend eleganten Stil, und das romantische Lissabon beweist hier einmal mehr, daß es neben Venedig die schönste Filmstadt Europas ist. (hip) Atlantis

Scream 2 USA 1997, R: Wes Craven, D: Neve Campbell, Courtney Cox, David Arquette

„In einer der besten Szenen dieses Films wird über Fortsetzungen berühmter Filme diskutiert und warum die niemals gelingen können. „Scream 2“ist eine Fortsetzung, und sie ist noch gelungener als ihr Vorgänger. Womit einiges über die Ironie, den Witz und die Cleverness dieses Horrorfilms von Wes Craven (Regie) und Kevin Williamson (Buch) erzählt wäre, der sein eigenes Genre spiegelt, um das Spiegelbild noch einmal zu spiegeln.“(Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Cinemaxx, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Sphere USA 1998, R: Barry Levinson, D: Dustin Hoffman, Sharon Stone, Samuel L. Jackson

„Ein interessantes Projekt verhieß der Unterwasser-Thriller „Sphere“: Die Vorlage stammt vom Bestsellerautor Michael Crichton („Jurassic Park“), die Produzenten holten eine hochkarätige Starbesetzung an Bord, und mit Barry Levinson („Rain Man“) inszenierte ein Regisseur, der für seine gute Schauspielerführung bekannt ist. Dennoch steht als Ergebnis unterm Strich ein dröges Drama, das man besser in der ewigen Dunkelheit der Meere versenkt hätte. Woran hat's gelegen? Zum einen zählt Crichtons bereits 1987 erschienener Roman eher zu seinen schwächeren Werken. Zum anderen mangelt es der Story an Originalität. Hinter jedem „Einfall“schimmern von „Contact“über „Abyss“bis hin zu „Alarm im Weltall“die Vorbilder durch. Daraus haben die „Sphere“-Macher einen mäßig innovativen Genre-Cocktail destilliert.“(Bremer) UFA-Palast, in der Originalfassung ohne Untertitel

T

Titanic USA 1997, R: James Cameron, D: Leonardo DiCaprio, Kate Winslet

„Nicht Cameron hat ein Thema gefunden, sondern das Thema ihn. Dem Drehbuchautor und Regisseur kommt es dabei nicht auf Symbole und Metaphern an. Er sucht das private Drama in der Kollision zwischen menschlicher Hybris und der von aller technischen Raffinesse unbeeindruckten Natur. So besitzt dieser Actionfilm durchaus Züge eines Kammerspiels, die den Fluß der Katastrophe immer wieder auf produktive Weise hemmen - im Dienste einer großen, altmodisch erzählten Love-story. Camerons „Titanic“ist eine suggestive Zeitreise, eine Reise auch in eine betonierte Klassengesellschaft. Den Gegensatz zwischen oben und unten, Erster und Dritter Klasse, läßt Cameron ausspielen: maliziöser Snobismus und aufgeräumtes Palaver hier, trunkener Tanz und schwitziges Armdrücken dort. Den Bildern ist keine explosive Kraft, eher eine implodierende Qualität eigen. Hierin liegt die Überraschung des Films – und sein ästhetischer Reiz. Als hätte ihm das Pathos des Themas Ehrfurcht vor der Historie aufgenötigt, läuft Camerons Special-Effect-Maschine wie gedrosselt. Die Katastrophe spiegelt sich am wirkungsvollsten in den Gesichtern der Opfer und in poetischen Bildfindungen. Leichen auf dem Wasser erscheinen als Stilleben der Vergänglichkeit.“(epd-Film) Europa, Cinemaxx, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Gloria (Del)/ Originalfassung im City

Transsexual Menace Deutschland 1996, R: Rosa von Praunheim / englische Originalfassung

„Ein Dokumentarfilm über die Transgenderbewegung in den USA. Rosa von Praunheim führt Interviews mit Frau-zu-Mann-Transsexuellen aus verschiedenen Kulturkreisen. Eine der spannendsten Geschichten handelt von Maxwell Anderson, die mit ihrer Freundin in einer lesbischen Beziehung lebt und sich zu einem Mann umoperieren ließ. Sie lebten als heterosexuelles Paar zusammen bis Maxwells Freundin sich auch zu einer Geschlechtsumwandlung entschied. Jetzt leben die beiden glücklich als schwules Paar zusammen.“(Kommunalkino) Kino 46

U

Uhrwerk Orange Großbritannien 1971, R: Stanley Kubrick, D: Malcolm McDowell, Paul Farrell

„Ein wüster und schwer zu entschlüsselnder Alptraum: eine Parabel über die Gewalt, die zerstörerisch und notwendig zugleich ist? Ein Plädoyer für die Freiheit des Menschen, der verkümmert, wenn man ihn seiner Triebe beraubt? Eine deprimierende Utopie von der Entmenschlichung der Gesellschaft und der Allgewalt der Wissenschaft? Auf jeden Fall ein faszinierendes Kinostück, in dem alle Details kunstvoll zusammenklingen. Besondere Bedeutung haben hier auch die Dekorationen, die von monströser Modernität sind, und die Sprache, die an ein stilisiertes Rocker-Idiom erinnert.“(Reclams Filmführer) Cinemaxx

Ulee's Gold USA 1997, R: Victor Nunez, D: Peter Fonda, Patricia Richardson

„Das Gold von Ulysses „Ulee“Jackson ist flüssiger Natur: Bienenhonig. Und um dieses Gold zu gewinnen, bedarf es eines Fachmanns wie Ulee Jackson, der das Handwerk von seinem Vater gelernt hatte: eine Familientradition, die ewig so weitergehen könnte, wäre es im Augenblick um seine Familie nicht ziemlich schlecht bestellt. „Ulee's Gold“ist eine Charakterstudie, in der sich die genaue Beschreibung von Archetypischen verknüpft, nicht nur mit der Figur des Vietnamveteranen, der seinen Platz in der Gesellschaft nicht wiederfinden kann, sondern auch mit jener des Odysseus, der eine lange Reise hinter sich hat, als er endlich zu Hause ankommt. Ein wenig zu idyllisch scheint das Ende mit seiner Familienversöhnung, aber das wird wettgemacht durch das wunderbar gemächliche Erzähltempo des Films, und vor allem durch die Verkörperung der Hauptrolle durch Peter Fonda. Hat man den Film gesehen, erscheint diese Rolle so herausfordernd wie maßgeschneidert für ihn, der als Captain America in „Easy Rider“schon einmal einen Archetyp verkörperte, der ihm danach gleichwohl zum Fluch wurde, da ihm nichts Adäquates nachfolgte.“(epd-film) Cinema, Cinemaxx

W

Wag the Dog USA 1997, R: Barry Levinson, D: Robert De Niro, Dustin Hoffman

„Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt“wäre eine sinngemäße Übersetzung des Filmtitels, und tatsächlich versuchen in dieser Politsatire ein Berater des US-Präsidenten und ein Filmproduzent genau dieses, indem sie in den Medien einen Krieg inszenieren, nur um von einem Sexskandal des Präsidenten abzulenken. Das klingt irgendwie bekannt? Kein Wunder, denn bis auf Details genau wirkt „Wag the Dog“wie ein komisch überhöhter Kommentar auf zur Zeit aktuelle Probleme von Bill Clinton. Immer wieder müssen die Filmmacher betonen, daß der Film schon lange fertig gedreht und geschnitten war, bevor irgendjemand den Namen Monica Lewinsky auch nur gehört hatte. Und dennoch ist es kaum zu glauben. Das amerikanische Kino hat einen Narren an seinem Präsidenten gefressen. In den letzten Jahren war er schon als Retter der Menschheit („Independence Day“), Actionheld („Air Force One“), Mörder („Absolute Power“) und Trottel (diverse) auf der Leinwand zu sehen. Dies ist nun mit Abstand der scharfsinnigste und witzigste „Präsidentenfilm“. Und daß die Realität die Satire so schnell eingeholt hat, ist nur die beste Bestätigung dafür, wie treffend die Autoren Larry Beinhart und David Mamet hier die Zustände in ihrem Heimatland analysiert haben. (hip) City

Washington Square USA 1997, R: Agnieszka Holland, D: Jennifer Jason Leigh, Albert Finney, Maggie Smith

"Wie obzön – Deine Mutter muß ihr Leben lassen, damit Du Deinen Platz auf dieser Erde einnehmen kannst.“Dr. Austin Sloper kann seiner Tochter den Kindbett-Tod seiner geliebten Frau nicht verzeihen. Von Catherines Unzulänglichkeit überzeugt, sieht er für das Liebeswerben des charmanten, aber mittellosen Moris Townsend nur einen Grund: Er muß ein Mitgiftjäger sein. Sloper untersagt die Verbindung und stürzt die leidenschaftlich entflammte Catherine damit in einen schicksalhaften Konflikt. Viele Kinogänger machen um Kostümfilme einen ähnlich großen Bogen wie um französische Dialog-Filme. Alle anderen können sich auf eine gefühlsintensive Henry-James-Verfilmung freuen. Jennifer Jason Leigh, sonst Spezialistin für verkrachte Existenzen, zeigt sich hier ungewohnt zartbesaitet.“(TV-Spielfilm) Atelier, Casablanca (Ol)