Verseuchte Würmer vergiften Vögel

■ Schwermetalle gelangen über Würmer in die Nahrungskette

Berlin (taz) – Der giftige Schlamm, der sich aus dem Auffangbecken der spanischen Pyrit- Mine Los Frailes in den Fluß Guadiamar ergoß, enthält einen brisanten Cocktail aus Schwermetallen wie Kadmium und Blei sowie Zink, Eisen und Kupfer. Die Metalle fallen in großen Mengen an beim Abbau von schwefelhaltigem Erz – Pyrit oder Katzengold genannt. Los Frailes, die von der kanadischen Firma Boliden betrieben wird, wirft jährlich rund 125.000 Zink, 48.000 Tonnen Blei und 91 Tonnen Silber ab.

Um die chemischen Bestandteile der Pyrit-Brocken zu trennen, werden sie zunächst gemahlen und mit Wasser angerührt. Aus diesem Gemisch, das sehr säurehaltig ist, werden die gewünschten Elemente wie Schwefel, Eisen oder Mangan herausgefiltert. Die Schwermetalle setzen sich als Schlamm ab, der aufgefangen wird.

Gelangt die saure Brühe auf die Felder, versickert sie im Boden. Der wird sauer, Schwermetalle fallen aus der Lösung aus und sammeln sich im Boden der Felder an. Dort gelangen sie über Würmer in die Nahrungskette. Vögel picken die Würmer auf und reichern die Schwermetalle in ihrem Fettgewebe an. Am Ende der Kette sind die Greifvögel am stärksten mit Schwermetallen verseucht. Besonders schwerwiegend könnte sich dies im nahe liegenden Donana- Nationalpark auswirken. Dort leben etwa 100 Vogelarten, die ihre Nahrung im Schlamm des Guadalquivir-Deltas suchen.

Auch Zugvögel, die Rast machen, werden schwermetallverseuchte Nahrung aufnehmen. Das Gift zerstört ihr Nervensystem. Zehn bis fünfzehn Jahre werde es dauern, bis die Konzentrationen aus den Böden wieder herausgewaschen sind, schätzt Judith Kanthak von Greenpeace. In den letzten 20 Jahren sind immer wieder Auffangbecken von Erzminen geborsten. 1996 wurden etwa in Bolivien 235.000 Tonnen Giftstoffe freigesetzt. Niels Boeing