Die Vorschau
: Die schnellste Band der Welt

■ Die rumänische Blaskapelle Fanfare Ciocarlia setzt ein Konzerthighlight

Die Roots-Nights warten am Mittwoch mit einem besonderen Ohrenschmaus auf. Die elfköpfige Roma-Blaskapelle Fanfare Ciocarlia startet einen Angriff auf eingefahrene Vorstellungen von Blasmusik, denn mit hierzulande vorherrschender Blas- oder Marschmusik sind die Blechattacken der rumänischen Bläser nicht zu vergleichen. Und das liegt nicht nur am musikalischen Material, sondern auch an der „etwas anderen“Spielauffassung.

Die Truppe klingt streckenweise wie eine Punkband, die die Gitarren gegen tönendes Blech ausgetauscht hat. Die Blechbläser der Fanfare Ciocarlia zwingen ihre traditionellen ost- und südosteuropäischen Melodien mit einem derartig rasanten Tempo durch die Hörner, daß verstopfte Ohren gehörig durchgeblasen werden. Wer den Film „Underground“des Regisseurs Emir Kusturica gesehen hat und sich an die Eingangs- oder die Hochzeitsszene erinnert, wird wissen, was gemeint ist. Schließlich haben die Filme Kusturicas mit der Filmmusik von Goran Bregovic dieser ausgelassenen, schrägen Blasmusik der Roma Osteuropas und des Balkan in den letzten Jahren zu einiger Popularität verholfen.

Im Repertoire der Fanfare Ciocarlia finden sich einige der bekannten Zigeunermelodien, die durch Bregovic auch in Westeuropa bekannt geworden sind. Zudem hat die Musik der Roma-Blaskapellen einen ausgeprägt orientalischen Touch, liegen doch die Ursprünge dieser Musik u.a. in der osmanischen Militärmusik. Während der osmanischen Besetzung im 18. und 19. Jahrhundert übten die Janitscharen-Kapellen einen wichtigen Einfluß auf das musikalische Geschehen des Balkanraumes aus.

Des weiteren finden sich schräge Versionen älterer Filmmelodien und traditionelle Tänze Rumäniens im Repertoire des Ensembles. Das furiose Debütalbum der Gruppe, „Radio Pascani“, ist vor kurzem beim Berliner Weltmusiklabel Piranha erschienen, nachdem sie bereits auf einigen europäischen Festivals das Publikum in Begeisterungsstürme versetzten. Also, wer den Auftritt der „schnellsten Gypsy Brass Band der Welt“verpaßt, versäumt mit Sicherheit ein Highlight des musikalischen Geschehens in diesem Jahr. Arnaud

Mittwoch, 6. Mai, um 20.30 Uhr in der Kesselhalle des Kulturzentrum Schlachthof