Die braunen Euro-Gegner haben verloren

■ Welches Image hat der Euro in Europa? Die Österreicher haben sich mit dem Unvermeidlichen arrangiert. Immerhin hat ein Landsmann das Notendesign entworfen

Wien (taz) – Der Wendepunkt in der Haltung der Österreicher zur neuen Währung war wohl das sogenannte Schilling-Volksbegehren, mit dem Jörg Haider im vergangenen Dezember versucht hatte, politisch zu punkten. „Arbeitsplätze werden vernichtet, und die Sparbücher werden auch nichts mehr wert sein, wenn der Euro kommt.“ Mit solchen Panikparolen hatten die Freiheitlichen an die Ängste der Bevölkerung appelliert – vergeblich. Mit 254.000 Unterschriften übertraf das Volksbegehren zwar die gesetzliche Hürde von 100.000, die notwendig waren, damit es überhaupt im Parlament verhandelt werden konnte. Trotzdem blieb die Zustimmung weit hinter den Erwartungen zurück. Das Frauen-Volksbegehren vor einem Jahr war von mehr als einer halben Million Wahlberechtigten unterzeichnet worden.

Herr und Frau Österreicher, in ihrer Grundhaltung traditionell konservativ, fiebern dem 1. Jänner 1999 zwar nicht gerade in freudiger Erwartung entgegen, doch werden sie auch nicht von Panik gepackt, wenn sie daran denken, daß ein Viertel Grüner Veltliner künftig zwei Euro kosten wird.

Auch die Grünen haben ihre grundsätzlichen Einwände gegen das Unionsgeld zurückgezogen. Offenbar sind die Öko-Linken zunehmend davon überzeugt, daß der Zug abgefahren ist und ein Ausscheren aus der Währungsunion für das von Exporten nach und Touristen aus Deutschland extrem abhängige Land politischer Wahnsinn wäre. Die Opposition hatte sich ohnehin weniger gegen den Euro gerichtet als gegen die mit seiner Einführung verbundene strenge Ausrichtung an den Stabilitätskriterien des Maastricht-Vertrages, die den Ländern der Union Rekordarbeitslosigkeit und Serien von Sparpaketen beschert haben.

Der Schilling als Symbol für den wirtschaftlichen Aufstieg des unabhängigen Österreich nach den Katastrophen von Hyperinflation und Einverleibung in Hitlers Tausendjähriges Reich, ist den Österreichern zwar ans Herz gewachsen, doch unterliegt wohl kaum einer der Illusion, daß seine Stärke ohne Ankopplung an die D-Mark zu halten gewesen wäre. Eine Diskussion wie in Großbritannien erübrigt sich deswegen. Wenn die Deutschen den Euro wollen, hat Österreich gar keine andere Wahl. Von Währungssouveranität könne längst keine Rede mehr sein, hielt Staatssekretär Ruttensdorfer jenen entgegen, die sich um die Härte der gemeinsamen Währung Sorgen machen: Ein Schilling neben dem Euro würde automatisch zum Spekulationsobjekt.

Die Propaganda der Koalitionsregierung und der Banken ist zwar spät angelaufen, aber sie hat gegriffen. Selbst die Generation, die durch zwei Währungsreformen alle Ersparnisse verloren hat, hat sich überzeugen lassen, daß ihr dieses Mal kein Geldwertverlust bevorsteht. Zudem haben die Werber dem Euro auch noch ein wenig Patriotismus abgewinnen können: Die Geldscheine wurden von einem Designer der österreichischen Nationalbank, dem 42jährigen Robert Kalina, entworfen.

Unter den Medien spielt die konservative Die Presse den Vorreiter und gibt nicht nur ihren eigenen Preis (1,08 Euro), sondern alle in den Texten vorkommenden Geldsummen in Euro an. Unter den Supermärkten hat bisher einzig die Delikatessen-Kette Julius Meinl die doppelte Preisauszeichnung eingeführt. Größere Probleme haben die Kleinhändler, die die komplizierten Rechenoperationen nicht an Streifencodes und Computerkassen delegieren können. Immerhin: Sie konnten eine Verlängerung der Übergangsfrist herausschlagen. Ralf Leonhard