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Die Bucht der Faxenmacher

■ Kurzweilig, kurzatmig: TAB nimmt „Abschied vom Club Las Gardeñas“

Irgendwo in einer Bucht zwischen Lloret del Mar und Sanlúcar de Barrameda hat Jens seine Chance genutzt. Bisher durfte der Animateur im „Club Las Gardeñas“ nur für Kinder Faxen machen. Doch jetzt ist Klaus, das wandelnde Lexikon der Blondinenwitze und der Ballermann-Charts, nicht da, weil unverhofft verstorben. So schlüpft Jens in dessen Rolle, bekämpft sein nervöses Zucken durch die coole Geste beim Aufsetzen einer Sonnenbrille und animiert beim Club-Abschiedsabend, dem traditionellen Wunschkonzert ...

Animation, Cluburlaub, Faxen, Blondinenwitze, Ballermann, nervöses Zucken, coole Gesten, Wunschkonzert: Wer Peter Kaempfe kennt, weiß, daß der ausgestiegene Mitgründer der Bremer Shakespeare Company und verbliebene Mitgründer des Theaters aus Bremen (TAB) damit etwas anfangen kann. Denn aus diesen Zutaten hat er sich das Singschauspieler-Solo „Abschied vom Club Las Gardeñas“ auf den nicht mehr ganz schlanken Leib geschneidert. Unter dramaturgischer Mitwirkung der Regisseurin Katja Wolff und livehaftiger Musik-Begleitung des Pianisten Jan Christoph bereitet Peter Kaempfe damit zur Zeit dem Publikum im Jungen Theater eineinhalb heiter-besinnliche Stunden.

Mit einer Hymne, in der sich „Sommer, Sonne, Spass“ auf „Gardeñas“ reimt, und gezielter Animation verwandeln Kaempfe und Christoph die TheaterbesucherInnen kurzerhand in CluburlauberInnen. Denen servieren sie eine so kurzweilige wie kurzatmige Revue aus einem Potpourri von ungezählten 30 Schlagern in drei Minuten, aus Schubert-Variationen, Joe-Cocker- und Herbert-Grönemeyer-Imitationen. Es ist ein Reigen aus Gags und Saus und Braus sowie einer im Bruch dazu eingebauten Kriminalgeschichte vom toten Klaus, an dessen Dahinscheiden der Animateur Jens nicht ganz unbeteiligt war.

Wie schon in alten Shakespeare-Company-Zeiten spaziert Peter Kaempfe zwischen Machopose und Softi-Duktus, zwischen Ernst und Ulk, Charme und Schimpfe hin und her und setzt in dieser Inszenierung durch sein singendes Imitieren und Persiflieren eins drauf. Dieses aus dem Boulevardtheater schöpfende und mit einfachen Mitteln gemachte Stück lebt vom Typen Kaempfe. Man lacht, wenn man darüber lachen kann, über die Power dieses Schauspielers. Einen anderen Anspruch als den zu purem Unterhaltungstheater aber hat das TAB offenbar nicht mehr. Es schöpft aus der Kleiderkammer der Klischees und macht sich keine Mühe mehr, mit den Mitteln des Humors noch etwas dahinter zu entlarven. Christoph Köster

Weitere Aufführungen: 11. und 12. Mai um 20 Uhr im Jungen Theater

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