Schon 11.000 Unterschriften gegen den Transrapid

■ Die Gesellschaft Transrapid International (TRI) wurde lediglich zur Vermarktung des Transrapids gegründet, ein Baurecht wird es bis zur Bundestagswahl im September nicht geben

11.000 Unterschriften gegen den Transrapid wurden in Berlin bereits gesammelt, insgesamt 90.000 müßten bis September zusammenkommen, dann wäre das Abgeordnetenhaus verpflichtet, sich erneut mit dem Bau der umstrittenen Magnetschwebebahn zu befassen. Martin Schlegel vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) ist zuversichtlich: „Es sieht gut aus, allein gestern sind 500 Unterschriften mit der Post gekommen. Inzwischen gibt es 156 Sammelstellen in der Stadt, und das Netz wächst.“

Auch die Aktivitäten der Transrapid-Planer rütteln nicht an der Zuversicht der Umweltschützer. Anfang dieser Woche nahm die Firma Transrapid International (TRI) in der Hauptstadt ihre Arbeit auf. TRI, an der die Magnetbahnhersteller Siemens, Thyssen und Adtranz zu je einem Drittel beteiligt sind, „realisiert den Bau des Transrapid, der 18.000 Arbeitsplätze positiv beeinflusssen oder neu schaffen wird“, wie Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann bei dieser Gelegenheit erklärte. Den ersten Spatenstich für den Transrapid will die TRI in diesem Sommer setzen. Wegen fehlendem Baurecht wird aber nur symbolisch der Spaten angesetzt, an einer möglichen Kreuzung mit einem anderen Verkehrsweg.

„Das Gerede um den Bau des Tansrapids soll vorgaukeln, daß dieses Industrieprojekt nicht mehr verhindert werden kann. Dabei wird erst nach den Bundestagswahlen über die Magnetbahn entschieden. Je größer der Widerstand in der Bevölkerung, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, daß das Projekt die Koalitionsverhandlungen in Bonn überlebt“, kommentiert BUND-Aktivist Schlegel die Ankündigungen Wissmanns. Der Verkehrsminister selbst hatte bei der Gründungsveranstaltung der TRI eingestanden, daß bis zur Bundestagswahl kein Baurecht vorliegen wird.

„Große Reden und Showveranstaltungen machen den Transrapid nicht marktfähiger“, sagte der verkehrspolitische Sprecher der SPD im Abgeordnetenhaus, Christian Gaebler, gestern dazu. Aktuellen Schätzungen zufolge, so Gaebler, würde der Transrapid-Bau die öffentlichen Haushalte mit 17 Milliarden Mark belasten. Zudem würde der Bau bestehende Arbeitsplätze in der weniger subventionierten Schienenfahrzeugindustrie vernichten. Die „Schaffung von Arbeitsplätzen“ sei indes durch nichts belegt, meint der SPD-Verkehrsexperte. „Die Industrie setzt darauf, möglichst viele Subventionen abzukassieren, statt kostengünstige und damit wettbewerbsfähige Produkte zu entwickeln.“ Britta Steffenhagen

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