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Klamotten fair gehandelt

■ Heute findet der dritte europäische „Weltladentag“ statt

Saison für Saison präsentieren Models mit eingefrorenem Lächeln die neuesten Ergüsse ihrer Designer, und die Textilkonzerne drehen mit zunehmender Geschwindigkeit am Trendkarussel. Und der Verbraucher spielt mit: Bis zu 23 Kilo Textilien kauft der Bundesbürger durchschnittlich – über die Hälfte davon aus Baumwolle.

Die Beschäftigten in den Produktionsstätten aber haben das Nachsehen. Darauf wolle man am heutigen „Dritten europäischen Weltladentag“ aufmerksam machen, so Susanne Mewis vom Bremer Weltladen im Ostertorsteinweg 90. Mit dem eigens hergestellten Video „Made in dignity“ des Network of European Worldshops (NEWS), mit Mitmachaktionen und und natürlich auch mit dem Verkauf von Textilien – diese aber wurden unter sozialverträglichen Bedingungen von den Projektpartnern in Zimbabwe, Kenia und Indien extra für den Welttag hergestellt.

„Das Interesse der Textilkonzerne an billiger Produktion ist grenzenlos“, titelt NEWS. Die modernen Kommunikations- und Transportmittel ermöglichen es den Textilkonzernen, ihre Produktion in einzelne Arbeitsschritte aufzuteilen und diese in den verschiedensten Ländern anzusiedeln.

So haben die Klamotten, bevor sie in die hiesigen Warenhäuser kommen, meist eine interkontinentale Reise durch die Welttextilfabriken hinter sich – wie gehabt unter Ausschaltung einfachster Arbeits-, Umwelt- und Gesundheitsmaßnahmen. Beschäftigt werden meist junge Frauen, natürlich ohne Arbeitnehmervertretung, in 50 bis 60 Wochenstunden in kasernenartigen, manchmal mit Stacheldraht umzäunten Fabrikgebäuden. Die Löhne liegen bei ungefähr zehn bis zwanzig Prozent der hiesigen Gehälter. Für NEWS stellt der diesjährige Weltladentag den Höhepunkt seiner vor zwei Jahren gestarteten Kampagne „Made in dignity – Hergestellt in Würde“ dar.

Marco Klemmt

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