IG Chemie erfreut 590.000 West-Beschäftigte

■ Beschäftigte in der Chemieindustrie erhalten 2,4 Prozent mehr Gehalt und einmalige Zuzahlung. IG Chemie handelte in diesem Jahr besten Abschluß unter allen Gewerkschaften aus

Bad Wildungen (dpa) – Die 590.000 Beschäftigten in der westdeutschen Chemieindustrie erhalten 2,4 Prozent mehr Geld und zusätzlich eine Einmalzahlung von 1,1 Prozent ihres jährlichen Tarifeinkommens. Darauf einigten sich die IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) und die Chemie-Arbeitgeber am Samstag nach einem 37stündigen Verhandlungsmarathon im nordhessischen Bad Wildungen. Der Abschluß gilt je nach Tarifbezirk rückwirkend von März, April oder Mai und hat eine Laufzeit von 14 Monaten. Umgerechnet auf zwölf Monate ergibt sich ein Entgeltplus im Volumen von drei Prozent.

Die Tarifparteien verständigten sich auch darauf, die seit 1996 geltende Abmachung zur Altersteilzeit zu verlängern und auszuweiten. Der Vertrag, der 55jährigen eine Teilzeitbeschäftigung mit 85 Prozent des bisherigen Nettoentgelts ermöglicht, gilt nun bis 2004 und enthält auch eine Option auf eine zehnjährige Altersteilzeit. Dies ist aber nur im Rahmen betrieblicher Regelungen möglich, während für den bislang möglichen Fünfjahreszeitraum weiter ein Anspruch besteht. Ein Vertrag zur Altersvorsorge bringt den Einstieg in eine tarifliche Zusatzrente. Danach können Teile des Tarifentgelts wie etwa die vermögenswirksamen Leistungen von 78 Mark monatlich für die private Altersvorsorge oder eine betriebliche Altersversorgung eingesetzt werden. Diese Vereinbarung gilt vom 1. Januar 1999 an, hat allerdings lediglich Empfehlungscharakter. Schließlich sagten die Arbeitgeber zu, das erhöhte Ausbildungsplatzangebot bis 2000 nochmals um fünf Prozent aufzustocken. Im Gegenzug werden die Ausbildungsvergütungen eingefroren. Die Auszubildenden erhalten jedoch einmalig 200 Mark.

Die IG BCE war mit der Forderung nach 5 bis 5,5 Prozent mehr Geld angetreten. Vor diesem Hintergrund erfülle die materielle Größenordnung den größten Teil der Erwartungen der Beschäftigten, sagte der IG-BCE-Vorsitzende Hubertus Schmoldt. Der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Jürgen Maaß, sprach von einem moderaten Ergebnis. „Da der Einmalbetrag nicht in die Tarifbasis einfließt, erscheint die Dauerbelastung für die Unternehmen unter Berücksichtigung der sich günstiger entwickelnden Chemiekonjunktur verkraftbar.“ Mit dem Ergebnis nimmt die IG BCE für sich den Spitzenplatz der 98er Tarifrunde in Anspruch. Nach den Abschlüssen über 1,5 Prozent mehr Geld im öffentlichen Dienst und am westdeutschen Bau hat die IG BCE deutlich mehr herausgeholt.