■ Internet-Auftritt eines niederrheinischen Schlachters
: Transparente Schweinehälften online

„Es gibt keine schonendere Methode, Schweine um die Ecke zu bringen, als die von Thönes“, sagt Meinhard Siegel von der Elmar Damke Unternehmensberatung. Etwa durch die eigens patentierte streßarme Schlachtung des niederrheinischen Bio-Metzgers, die sich bei der „Tötungszuführung das artgemäße Verhalten der Schweine zu Nutze macht“. Davor durften die Tiere nämlich die Nacht im Schlachthof verbringen, um gleich nach dem Wecken ihrer Bestimmung zugeführt zu werden – quasi noch im Schlaf und erholt von den Reisestrapazen, denn Streß mindert die Schweinefleischqualität.

Grund genug, die Arbeitsweise der Schlachterei Egidius Thönes einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Deshalb wurde in dem Betrieb etwa eine Glaskanzlei eingerichtet, von der aus der neugierige Betrachter jederzeit Einblick in den Schlachtprozeß bekommt. Auch ganze Schulklassen werden gerne zur Besichtigung empfangen. „Und von denen ist bisher keiner schreiend rausgelaufen“, sagt Siegel.

Nun hat sich die Unternehmensberatung eine ganze besondere Marketingmaßnahme ausgedacht: Wer im Internet auf der Homepage der Metzgerei auf den Button „Live aus dem Bioschlachthof – Transparenz absolut“ klickt, bekommt mittels Web Kamera die neuesten Bilder aus der Schlachthalle geliefert. Um live dabeizusein, muß man allerdings sehr früh aufstehen, denn die Schweine werden bereits zwischen fünf und neun Uhr „bearbeitet“, täglich 250 Stück. Für Spätaufsteher gibt es jedoch die Möglichkeit, die Bilder der letzten acht Stunden abzurufen.

Bei den Internetnutzern scheint die Seite gut anzukommen. An Spitzentagen gab es schon bis zu 600 Zugriffe, und die Homepage der Metzgerei rangierte kurzzeitig sogar unter den ersten 20 Plätzen der deutschen Webseitenanbieter.

Alle halbe Stunde macht die Kamera eine neue Aufnahme, die ins Internet eingespeist wird. Zunächst erkennt man auf einem kleinen Bild nur undeutlich mehrere fleischfarbene Körper und eine große Apparatur aus Stahl. Davor steht ein Mann in einem weißen Kittel mit Mundschutz. Durch einen Doppelklick mit der Maus wird das Bild vergrößert, und die Körper können als Schweinehälften identifiziert werden, an den Füßen aufgehängt an Fleischerhaken.

Keine Angst, Blut fließt hier nicht mehr. Vorsorglich wurde die Kamera erst bei der letzten Station der Schlachtstraße installiert. Denn an dieser Stelle sind die Tiere bereits getötet, aufgesägt und ausgenommen, sie werden nur noch von Lebensmittelkontrolleuren und Veterinären untersucht. Ein eher symbolhafter Einblick in die Schlachtprozedur also, gibt Meinhard Siegel zu. „Wir haben auch diskutiert, die Kamera bei der Tötung einzusetzen, das war uns aber zu heikel“, so der rührige PR- Stragege weiter, „was wir jetzt zeigen, ist eh schon eine Gratwanderung.“

Außerdem gäbe es an der Stelle der Schlachtstraße, wo die Tiere getötet werden, technische Probleme, da die Kamera durch die dort entstehenden Dämpfe beschlagen würde. Lieber will man den Liveeinsatz auf andere Bereiche ausdehnen, etwa den Schweinestall eines Vertragsbauern zeigen oder die entspannte Atmosphäre bei Transport und Anlieferung der Tiere.

Das macht neugierig. Noch besser fände der Autor es allerdings, das Transparenzkonzept der Schlachterei auch auf deren Mitarbeiter auszudehnen. Wie wäre es etwa mit Bildern aus dem Pausenraum der Schlachter oder vom stillen Örtchen des Betriebsleiters? Wir dürfen also gespannt sein auf die Zukunft im Web. Klaus Sieg

http://www.thoenes.de , geschlachtet wird täglich von 5 bis 9 Uhr außer donnerstags und am Wochenende