Daimler-Benz ist BDI-Öko des Jahres

Der BDI vergibt Umweltpreise an Konzerne, obwohl sie oft nur winzige Ökoprojekte vorzuweisen haben. Sein Ziel: Die Großindustrie soll im Ökoglanz strahlen, Vorschriften abgebaut werden  ■ Von Peter Sennekamp und Daniel Postulka

Berlin (taz) – Zur Feier in eigener Sache lud gestern BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel nach Köln. Ausgesiebt aus 150 Bewerbern kassierten ausgerechnet acht deutsche Großunternehmen, darunter Daimler-Benz, der Baukonzern Hochtief und Ruhrgas, anläßlich der Verleihung des diesjährigen BDI-Umweltschutzpreises ihre Urkunde.

Neben den Konzernen erhielten auch fünf mittlere Unternehmen wie der Babynahrungs-Produzent Hipp ihre Auszeichung für „Innovation und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie“. Henkel nutzte die Veranstaltung, um öffentlichkeitswirksam für „die Deregulierung im Umweltbereich“ einzutreten. Umweltgesetze hinderten die „Eigenverantwortung der Industrie“, sagte Henkel.

Das vorgebliche Ziel, die Beiträge der Unternehmen zum Umweltschutz hervorzuheben, geriet dabei in den Hintergrund: In fünf Kategorien wurden umweltfreundliche Techniken, umweltverträgliche Produkte, ökologisches Management, innovative Abfallverwertung und der Transfer von Ökotechnik prämiert. „Die gute Sache Umweltpreise“ werde vom BDI benutzt, klagt Gerd Billen, Geschäftsführer vom Naturschutzbund (NABU), um mit Hinweis „auf Eigenverantwortung der Industrie Umweltstandards abzubauen.“

Grundsätzlich erhebe er auch nicht den Anspruch, daß Innovationen, wie Lacke auf Wasserbasis, nur dann gut seien, wenn sie nicht in der Autoindustrie, bei Panzern oder Wasserwerfern verwendet werden. Doch inzwischen gehe es schon inflationär zu bei der Umweltpreisverleihung, wenn die Autoindustrie für jedes ökologisch wiederverwertbare Handschuhfach gleich einen Preis bekomme. Zukünftig sollten weniger Preise ausgeschrieben werden, so Billen.

Oft wird auch kritisiert, daß große Konzerne mit viel Geld auch noch hohe Preisgelder hinterhergeworfen bekommen. Billen hält dies nur im Grenzfall für vertretbar, etwa bei der Vergabe des mit einer Million Mark dotierten Umweltpreises der Bundesstiftung Umwelt an den Versandhauschef Otto. Hier habe das „positive Signal an Mitarbeiter im Unternehmen“ überwogen.

Das Umweltbundesamt hat inzwischen eine vierundvierzigseitige Tabelle allein der in Deutschland jährlich verliehenen Preise aufgelistet. Vom Preis „Unser Dorf soll schöner werden“ unter Schirmherrschaft des Bundespräsidenten Herzog bis zum „Jugend schützt Natur“-Preis des World Wide Fund for Nature sind über hundert Stifter im Geschäft.

Doch der Sprecher der finanzstärksten Bundesstiftung Umwelt, Ralf Nehm, hat keine Probleme mit der Vielzahl an Umweltpreisen. Er geht davon aus, daß viele Preise auch viel Motivation zum Umweltschutz bringen: Was interessiere es etwa eine Schulklasse, die einen Umweltpreis für die Gemeinde ergattern wolle, ob auch Großunternehmen irgendwelche Preise bekämen.

Der Vorstandsvorsitzende des bundesdeutschen Arbeitskreises für umweltbewußtes Management (B.A.U.M.), Georg Winter, fordert allerdings inzwischen „eine intensive Recherche der Preisjurys“, um bei der Vielzahl an Prämien noch eine angemessene Akzeptanz für die vergebenen Preise zu erzielen.

Zu den Deregulierungsforderungen des BDI-Präsidenten Henkel wollte Winter ebensowenig Stellung beziehen wie der Sprecher der Bundesstiftung Umwelt, Ralf Nehm. Die Forderung nach Abbau von Umweltschutzstandards sei allerdings nicht originäres Ziel einer Umweltpreisverleihung, so der Sprecher.