Schlägt Soros wieder zu?

■ Englands Börsianer munkeln über neue Spekulation gegen das Pfund. Soros soll acht Milliarden Dollar eingesetzt haben

Berlin (taz) – George Soros, der mächtigste internationale Börsenspekulant der 90er Jahre, könnte bald einen neuen Coup landen. Acht Milliarden Dollar habe der aus Ungarn stammmende Brite auf den Kursverfall des britischen Pfund Sterling gesetzt, berichtete der Guardian gestern unter Berufung auf Insider in Londons Bankenviertel, der „City“. Dabei könnten Soros zwei Milliarden Dollar Gewinn winken.

Soros' Firma Soros Fund Management soll am 31. März, als der Pfundkurs mit 3,10 Mark den höchsten Stand seit Jahren erreichte, für acht Milliarden Dollar Wechselkursoptionen gekauft haben. Diese geben Soros das Recht, drei Monate später Pfund zu verkaufen und Mark zu kaufen zu einem Wechselkurs von 2,70 Mark das Pfund. Damit kann er auf zwei Arten verdienen. Sollte der Pfundkurs unter diese Marke fallen, kassiert Soros jeden Pfennig, der zwischen Kurs und Marke liegt, wenn er die Verkaufsoption einlöst. Das aber ist gar nicht nötig. Denn mit sinkendem Kurs steigt auch der Wert der Option selbst, die Soros dann gewinnbringend weiterverkaufen könnte.

Seit Ende März ist das Pfund gegenüber der Mark bereits um sieben Prozent auf 2,91 gesunken. Vor allem nach dem Eurogipfel Anfang Mai ging es 10 Pfennig bergab. Es ist kein Zufall, daß Soros den Zielkurs so niedrig gelegt hat. Denn in der Londoner „City“ schätzt man, daß das Pfund überbewertet ist. Nur 2,70 Mark dürfe es auf Dauer kosten, wenn man Wirtschaftsentwicklung und Kaufkraft berücksichtigt. Erst bei 2,70 werde es wieder ins EU-Wechselkurssystem aufgenommen werden, glauben viele Börsianer.

Aus dem Wechselkursmechanismus war das Pfund 1992 geflogen – dank Soros. Monatelang hatte er mit Spekulationen das Pfund unter Druck gesetzt, bis die britische Währung im September 1992 massiv abgewertet wurde. Auf einer turbulenten Sitzung entließen die EU-Finanzminister dann das Pfund aus dem Wechselkursmechanismus. Diese Attacke machte Soros um 1,5 Milliarden Dollar reicher und brachte ihm den Namen „der Mann, der die Bank von England knackte“ ein. Damit ruinierte er den finanzpolitischen Ruf der Major-Regierung.

Soros ist auch für seine philanthropischen Neigungen berühmt. Er gründete sozialwissenschaftliche Stiftungen etwa in Budapest und Caracas. Niels Boeing