■ Soundcheck
: Zap Mama

Gehört: Zap Mama. Das fünfköpfige Frauenensemble Zap Mama gehört zu den seltenen Fällen im Musikgeschäft, deren Promotion-Info eher untertreibt. Denn die 1990 in Belgien gegründete A-capella-Combo beansprucht für sich einige Besonderheiten. An erster Stelle stehen die Lebensläufe der fünf Sängerinnen. Marie Daulne etwa, die Leiterin der vir-tuosen Stimmakrobatinnen, stammt aus einer zairisch-belgischen Ehe. Geboren in Zaire, ging sie in Zentralafrika ihrer Wurzeln nach und lebte eine Zeit bei den Pygmäen. Dort verinnerlichte sie die Gesang- und Rhythmik-tradition, Ausgangspunkt einer polyphonen Reise um die Welt. Nicht ihre Virtuosität wollten am vergangenen Sonntag nachmittag die Frauen zur Schau tragen, sondern sie wollten mit dem Publikum eine mystische Messe feiern. In ihren bunten Kleidern imitierten sie die Vögel der tropischen afrikanischen Wälder, sangen sie eine Hommage an James Brown, hielten während der Reise bei den australischen Aborigines und in Indien, tanzten nach arabischen Poprhythmen und kehrten immer wieder nach Schwarzafrika zurück. Ihre polyglotte, humorvolle und energiegeladene Aufführung hatte die Leichtigkeit, aber auch die Ernsthaftigkeit eines Kinderspiels. Und das begeisterte Publikum hätte auch einen Tag später Eintritt bezahlt, um sich noch mal verführen zu lassen.

Niko Theodorakopulos