Gedämpfter Rock

■ Forderungen der Steg gefährden die Übungsräume im Schlachthof

Seit zehn Jahren proben die Musiker und Musikerinnen vom Rock-Büro-Verein im Schlachthof am Karolinenviertel. Doch in wenigen Monaten könnte damit Schluß sein: Die 180 Tonkünstler sind dem Eigentümer, der Steg, zu laut.

Ende des Jahres will die städtische Sanierungsgesellschaft die alte Rinderschlachthalle sanieren und komplett umbauen lassen. Ob die Rock-Büro-Musiker danach wieder in die Räume einziehen dürfen, ist fraglich. Denn an einen Vorvertrag über die Vermietung hat die Steg nun Bedingungen geknüpft: Sie verlangt ein Gutachten darüber, wie die Übungsräume schallisoliert werden können. Die zukünftigen Nachbarn sollen sich durch keinen Mäuschenmucks gestört fühlen. Das wird allerdings ein Kunststück, denn Rockmusik ist nun einmal nicht leise. Aber daß nach der Renovierung – wie geplant! – eine türkische Moschee und ein Therapieraum der Alsterdorfer Anstalten Wand an Wand mit den Musikern untergebracht werden sollen, ist eine echte Herausforderung für den Schalltechniker. Auf 62 bis 72 Dezibel – oberes Kneipenniveau – ließe sich der Geräuschpegel bestenfalls absenken, so ein Fachmann im Kostenvoranschlag zum Gutachten. Das allein wird das Rock-Büro 12.000 Mark kosten, vom eigentlichen Lärmschutz ganz zu schweigen.

„Der Schlachthof ist ein altes Gebäude“, sagt Gabi Hellpapp vom Rock-Büro. „Es ist klar, daß man das nicht akustisch tot kriegt, das weiß die Steg auch.“ Sie hält die unmöglichen Auflagen für einen taktischen Zug der Steg, um den Verein zugunsten attraktiverer Mieter hinauszudrängen.

Eine Verantwortliche der Steg war vor dem Wochenende zu keiner Stellungnahme bereit, meinte aber, daß die Ängste der Musiker wohl unbegründet seien.

Hilmar Schulz