Keine Arena am Circus Maximus?

Am Dienstag billigt der Senat das neue HSV-Stadion – und wartet geduldig auf die versprochene Mehrzweckhalle  ■ Von Heike Haarhoff und Eberhard Spohd

Der Hamburger Sportverein (HSV) fiebert der Regierungsentscheidung entgegen wie ein Fußballer auf der Reservebank seiner Einwechselung: Am Dienstag will der Senat grünes Licht für den Umbau des HSV-Stadions im Volkspark geben. Nachdem der Verein sich Anfang der Woche für die Ufa als Vermarkterin ausgesprochen hat, gilt die Finanzierung des 159 Millionen Mark teuren Baus, an dem sich Hamburg mit 21,3 Millionen Mark beteiligt, als gesichert. Stimmt die Bürgerschaft zu – und auch davon ist auszugehen – können die Bauarbeiten am Ostflügel des Stadions noch im Juni beginnen. Zum Start der nächsten Bundesliga-Saison Mitte August wäre die Haupttribüne fertig.

Doch von Jubel allerorten kann keine Rede sein. Niemand weiß, ob die Stadion-Sanierung tatsächlich der lange erwartete Auftakt für das Volkspark-Gesamtprojekt mit den drei Elementen HSV-Tempel, Arena für Veranstaltungen und Konzerte sowie „Mantelbebauung“ (Hotels, Restaurants, Schwimmbad) ist. Viele, wie der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Jürgen Klimke, befürchten, daß die Bietergemeinschaft Holzmann/Deuteron die Arena für 15.000 Menschen mangels Wirtschaftlichkeit überhaupt nicht mehr bauen wird. „Es hat schon genug Änderungen betreffend des Volksparkstadions gegeben“, so Klimke.

Tatsächlich war das Konzept von Wirtschaftssenator Thomas Mirow (SPD) auch gegenüber der Bürgerschaft immer als „Gesamtpaket“ vorgestellt worden, in dem Arena, Stadion und Mantelbebauung zwingend wirtschaftlich miteinander verflochten seien. Folglich gehe die Stadt kein Risiko ein, wenn sie das Grünareal für eine symbolische Mark an die Investoren verschenke. Jetzt aber, gestand der Senat am Donnerstag, sei mit einer „zeitversetzten Errichtung“ von Stadion, Arena und Mantelnutzung zu rechnen. „Eine verbindliche Zeitplanung“ für die Arena „liegt dem Senat noch nicht vor“. Optimistischer ist GAL-Fraktionsvize Martin Schmidt: „Der Vorwegnahme des HSV-Stadions stimmen wir zu“, kündigt er an. Er habe den „Eindruck“, daß die „Arena-Geschichte ihren ordentlichen Gang geht“.

So wird der Senat den Investoren vermutlich zunächst nur die Stadion-Fläche übergeben, über den Rest des städtischen Parkgeländes aber solange den Daumen halten, bis ein tragfähiges Arena-Finanzierungskonzept vorliegt. Als wahrscheinlich gilt, daß der Senat sich vertraglich von Holzmann/Deuteron zusichern lassen wird, daß diese sich weiter zum Bau der Arena verpflichten. Welche Sanktionen ansonsten drohen – beispielsweise Rückzahlung des städtischen Zuschusses für das Stadion –, ist abzuwarten.

Klar ist derzeit nur, daß das Stadion kommt: 1997 hatte Gerhard Meyer-Vorfelder, Vizepräsident des Deutschen Fußballbundes, bei der Stadt angefragt, ob sie eine Bewerbung für die Fußball-WM 2006 unterstützen würde und bereit sei, einige Spiele auszutragen. Der damalige Bürgermeister Henning Voscherau (SPD) sagte sofort zu – und machte damit ein länderspieltaugliches Stadion zur Bedingung für die Baugenehmigung im Volkspark. Gemäß den Richtlinien des Weltfußballverbandes FIFA soll es im runderneuerten Stadion nur noch 50.000 überdachte Sitzplätze geben. Allerdings läßt sich ein Teil bei Bedarf in Stehplätze rückverwandeln. Denn auch beim HSV ist bekannt, daß reine Sitzplatzarenen zu Stimmungstötern werden können. In dem künftigen Fußballstadion wird es keine Laufbahnen und somit keinen Platz mehr für Leichtathletik geben.

Trotz der Verringerung der Kapazität um etwa 8000 Plätze wollen die Verantwortlichen mehr Geld an den Eintrittskarten verdienen. Möglich ist das durch den Verkauf von Logen für eine gesamte Spielzeit. 50 solcher VIP-Boxen sollen in die Tribünen eingebaut werden, die schätzungsweise 60.000 bis 80.000 Mark Miete pro Saison kosten sollen.

Der Bau soll in mehreren Abschnitten vor sich gehen. Bereits im August, zum Start der nächsten Bundesligasaison, soll der Rasen um 90 Grad gedreht worden und die Ostkurve in die neue Haupttribüne umgebaut sein. Im Herbst 1999 soll dann der neue Circus Maximus durch die Außenanlagen vervollständigt werden. Auch Vorstand und Management des HSV werden dann ihre Büros in der Schüssel haben.

Für den Bau des Stadions vereinbarte der Verein einen Festpreis. Die Finanzierung erfolgt über Bankkredite durch ein Konsortium unter Führung der Hamburgischen Landesbank. Als Bürge für die Summe steht der neue Vermarkter des Clubs, die Ufa Sports GmbH, gerade.