Pesic sieht rosarot

Mit einem sehr beeindruckenden 104:83 über Ulm verteidigt Alba Berlin souverän die deutsche Basketball-Meisterschaft  ■ Von Barbara Junge

Berlin (taz) – Svetislav Pesic hatte es versprochen. Andrea Seefeld hatte den Champagner schon kaltgestellt. Und wenn der Coach und die Geschäftsführerin von Alba Berlin etwas in die Hand nehmen, dann muß man auf den Erfolg nicht lange warten. 104:83 siegte das Erfolgsteam des deutschen Basketballs gestern in einer ausverkauften Max-Schmeling- Halle über den SSV Ratiopharm Ulm. Vor richtiggehend aufgeputschten 9.000 Zuschauern punktete sich Alba damit zum zweiten Mal in Folge zum deutschen Basketballmeister. Und das vor eigenem Publikum – wie vom Trainer versprochen.

Alles war blau-gelb in der Max- Schmeling-Halle, die Haare der Anhänger, die Fahnen, die Gesichter und selbst die Firmenwerbung mußte sich mit den Farben des Meisters schmücken. Die Security hatte alle Mühe, die Banden zu halten – so stark drängten die Fans zu den üblichen Klängen („We are the champions“) aufs Feld zu den Spielern und zum Trainer. Die Botschaft: Gewonnen haben alle – die Spieler, der Trainer und die Zuschauer, die ihr Team von Erfolg zu Erfolg feierten. Im Vorjahr hatte Seefeld ihr Freibier einpacken müssen, da das Team das Kunststück geschafft hatte, bei einem 2:0 Vorsprung Spiel drei gegen Bonn zu Hause zu verlieren. Gestern aber hieß es bereits um 15:30 Uhr: „Freibier ohne Ende“.

Mit dem gestrigen Sieg setzen die Basketballprofis einer sehr gelungenen Saison die Krone auf. Daneben stehen: Viertelfinale in der Europaliga, erster Platz in der regulären Bundesliga-Runde, Zuschauerrekorde und neben Hertha BSC die gefeiertste Mannschaft der Hauptstadt. „Eine großartige Saison“, bilanzierte ein zufrieden grinsender Manager Marco Baldi, „wir haben besser als vorgenommen in der Europaliga abgeschnitten.“ Und überhaupt: „Wir werden immer besser.“ Er fragt sich nun, „wann das aufhört und was dann passiert.“

Außer dem Sieg sahen die Zuschauer gestern übrigens auch ein wunderschönes Basketballspiel: Von Beginn an spielten Wendell Alexis, Henning Harnisch, Wassilij Karrasew, Henrik Rödl und Chris Welp mit sehr großem Krafteinsatz auf den Ulmer Korb. Alexis hob und warf und schob elegant Korb um Korb. Harnisch schaltete derweil den Ulmer Spielmacher Jarvis Walker aus und kam, als das Spiel fast schon entschieden war, sogar noch zu seinen Dunkings.

Trotz der Niederlage zeigte auch Ulm Ansprechendes. Nationalcenter Tim Nees spielte deutlich erfolgreicher als zuletzt, und zumindest Adrian Autry – hatte er einmal Raum – verwandelte Ball um Ball.

Nach diesem Spiel sieht Trainer Svetislav Pesic auch wieder optimistischer in die Zukunft, als es die Bewegung der vergangenen Wochen nahezulegen schien: Denn Harnisch hat bislang ebensowenig wie Chris Welp, Henrik Rödl und andere einen Vertrag für die nächste Saison unterschrieben. „Ich glaube nicht, daß sich im nächsten Jahr viel ändern wird“, sagte Pesic gestern indes zuversichtlich. „Wir drängen unsere Spieler nicht wie früher zu bleiben. Wir bieten es ihnen an: Wir bieten die Europaliga, wir bieten diese Mannschaft, und wir bieten diese Zuschauer.“ Man kann ohne Übertreibung sagen: Es gibt schlechtere Angebote.