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Filigrane Skurrilitäten

■ Das Projekt „opera silens“ um Hans-Jörg Kapp stemmt sich gegen Pathos und einen kulinarischen Umgang mit dem Genre

Groß, laut und bombastisch: Keine Bühnenkunst ist stärker an gewichtige Attribute gefesselt als die Oper. Genauso soll es in den Stücken von opera silens aber gerade nicht zugehen, wie schon der Name nahelegt. Die Gruppe um Regisseur Hans-Jörg Kapp, Dramaturg Torsten Beyer und Pianist Jochen Neurath will ein Gegengewicht zum Opernpathos schaffen. Sie bevorzugt eine Musik der Ruhe und stemmt sich gegen den kulinarischen Umgang mit dem Genre. Oper für Genießer? Nein danke, sagen Kapp und Beyer.

In freier Assoziation und zum Teil personeller Verflechtung ist opera silens mit der Gesellschaft für Großbeiträge e.V. verbunden, die neue Förderungsmöglichkeiten für Theatergruppen erschließt. Künstlerisch bewegt sich das 1995 gegründete Musiktheaterprojekt in Grenzbereichen, wo sich Theater und Operntraditionen treffen. Freie Gruppen sind in diesem Bereich selten, und die etablierte Szene verfolge ihre Arbeit durchaus mit Interesse , wie Kapp und Beyer erklären.

Die Reduktion des musikdramatischen Ausdrucks ist ein wichtiger Bestandteil der Arbeit von opera silens, wie man auch in dem Stück Satie/Amnesie hört und sieht. Es basiert auf musikalischen und literarischen Motiven des französischen Komponisten Erik Satie, einer zentralen Figur der Pariser Avantgarde der Jahrhundertwende. In einer filigranen Konstruktion aus Text, Musik und Bewegung wird eine skurrile, märchenartige Geschichte erzählt. Tomek Nowicki alias Baron Krückel von Krückeli gerät in die Wirren einer Revolution im Militärkönigreich Usedom und büßt beinahe seinen Kopf ein – die Geschichte, deren absurde Typologie Kapp und Beyer mit Carrols Alice In Wonderland vergleichen, verliert sich während des Erzählens.

Hans-Jörg Kapp hat bereits 1993 sein Studium der Musiktheaterregie mit der Inszenierung des Satie-Stückes Socrate abgeschlossen. Satie/Amnesie soll in etwa sechs Monaten in völlig überarbeiteter Form noch einmal in Hamburg aufgeführt werden, und die Fortsetzung unter dem Titel Glove Story ist für Mai 1999 geplant.

Satie/Amnesie wurde mit einer Konzeptionsförderung der Kulturbehörde realisiert und im Februar 1997 auf Kampnagel uraufgeführt. Nun war die Gruppe, als Vertreterin des jungen Hamburger Theaters, damit in Stockholm bei der baltischen Biennale ArtGenda zu Gast. Trotz Kritik an der Organisation der ArtGenda sei der Austausch zwischen den Künstlern eine wichtige Erfahrung gewesen, sagt Kapp. Doch habe sich gezeigt, wie wenig es den baltischen Raum als Einheit gibt – er sei künstlerisch vor allem durch Ungleichzeitigkeit bestimmt. Barbora Paluskova

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