Vernetzte Jugendprojekte

■ Mit eigenem Förderfonds wollen Jugendliche Zukunft ihrer Projekte gestalten

Viele junge Goldgräber, die gemeinsam aus dem Senatsschlamm von Umverteilung und Kürzungen unabhängige Finanzierungsmöglichkeiten für Jugendprojekte erschürfen – das ist in etwa die Idee von „Klondike“. Der Zusammenschluß von verschiedenen Jugendprojekten der Stadt, benannt nach der gleichnamigen Goldgräberstadt des bekannten Multis Dagobert Duck, will Jugendprojekte vernetzen und Gelder in Eigenregie verteilen. Die Idee ist an das Konzept des „Netzwerk Selbsthilfe“ angelehnt. Das Netzwerk verteilt mittlerweile seit zwanzig Jahren, ehrenamtlich und in Eigenregie, Spenden und Zuschüsse an soziale Projekte. Vor einem Jahr entschloß man sich angesichts steigender Kürzungen im Jugendbereich, einen speziellen Fonds für Jugendprojekte zu gründen.

Klondike soll kein neues Jugendprojekt sein, sondern ein Zusammenschluß unterschiedlichster Gruppen, um „Kräfte zu bündeln“, wie Kathrin Scherer von der Initiativgruppe erklärt. „Forderungen können gemeinsam ganz anders durchgesetzt werden, als wenn alle ihre einzelnen Aktiönchen planen“, beschreibt sie ihre Erfahrungen in der LandesschülerInnenvertretung. „Das Geld zu organisieren ist auch nur eine Seite, oft kann mit einer gemeinsamen Aktion oder einem guten Tip auch viel Geld gespart werden, wodurch bestimmte Projekte überhaupt erst möglich werden“, glaubt Scherer.

Mitglieder der Initiativgruppe sind unter anderem die „Junge Presse Berlin e.V.“, das Jugendbüro „Drehscheibe Kinderpolitik“ und die Jugendnachrichtenagentur „Sinnflut“. Ähnlich wie beim Netzwerk sollen die „Betroffenen“ selbst sowohl Finanzierungsmöglichkeiten erschließen als auch über die Verteilung der Gelder in Eigenregie entscheiden, denn „vom Senat abhängig sein, heißt tot sein“, wie es Susanna Steyer, Mitglied der Initiativgruppe, drastisch formuliert. Man wolle den Senat durchaus nicht aus der Verantwortung nehmen, vielmehr gehe es darum, gemeinsam unabhängige Alternativen zu entwickeln und so der eigenen Arbeit eine Lobby zu verschaffen, erklärt Susanna Steyer.

Der Jugendnetzwerk-Förderfonds „Klondike“ wird keine Jugendorganisation vom Netzwerk, sondern mit dessen Unterstützung eigene Wege gehen. Wie diese eigenen Wege aussehen könnten, zeigt die Auftaktveranstaltung des Förderfonds: Das „Festival der Begegnung“. Über zwei Wochen finden überall in der Stadt Feste, Diskussionen und Theaterveranstaltungen statt zum Thema Begegnung. So spielen etwa am Sonntagabend um 19 Uhr mehrere Mädchensbands im Würfel in der Markgrafenstraße 26 in Mitte auf. Um 19.30 Uhr tritt eine Behindertentheatergruppe in der Kulturbrauerei in Prenzlauer Berg auf. Das gebündelte Auftreten verschiedener Jugendprojekte soll die Vernetzung praktisch befördern, „Klondike“ bekannt machen und erste Spenden einbringen. Neben dem Eröffnungsfest am Samstag im Monbijoupark ist unter anderem ein „Soziales Frühstück“ mit Jugendausbildungs- und Obdachlosenprojekten auf dem Alexanderplatz geplant. Das Festivalende am 6. Juni soll dann mit der Gründungsfeier den Startschuß für „Klondike“ geben. Britta Steffenhagen