Etwas Literatur, Seen und sanfte Hügel

Die dritte VeloTour: durch die Märkische Schweiz, vorbei an Storchennestern und Brecht-Weigel-Haus  ■ Von Kirsten Küppers

Die Route führt von Rehfelde über Buckow, Obersdorf und Brigittenhof nach Müncheberg. Die Gesamtlänge beträgt etwa 35 Kilometer. Die abwechslungsreiche Strecke führt über Sand oder gepflasterte Wege durch Dörfer, Wald und Wiesen, ist aber meist auch für ungeübte RadfahrerInnen gut befahrbar.

Eine Landschaft braucht nur über ein paar sanfte Hügel und schöne Seen zu verfügen, schon bekommt sie das Etikett „Schweiz“ angeheftet. Es gilt trotzdem auf unserem Ausflug keine Alpen zu bezwingen. Von Berlin aus ist die „Märkische Schweiz“ mit der Regionalbahn Richtung Kostrzyn in nur einer knappen halben Stunde zu erreichen. Ausgangspunkt der Radtour ist der kleine Bahnhof Rehfelde. Wir radeln in Fahrtrichtung links die Bahnhofstraße durch den Ort und die von Ahornbäumen gesäumte Straße entlang nach Garzau.

Wir folgen der Hauptstraße nach Garzin, einer weiteren Ortschaft mit Vogelscheuchen, Fliederbüschen und alten Gehöften aus Feldsteinmauerwerk. Wer möchte, kann kurz vor Ortsende Garzau links Richtung ehemaligem Naturpark einen kleinen Umweg über den Langen See mit Badestrand und den Haussee machen. Da die Strecke größtenteils über Trampelpfade führt, empfiehlt sich dies jedoch nur für geübte RadlerInnen, die Stock und Stein nicht fürchten.

In Garzin beginnen die leichten Hügel der Endmoränenlandschaft, für die auch die in der Gegend verstreuten „Findlinge“ (große Felsen) charakteristisch sind. Es geht weiter den gepflasterten europäischen Wanderweg in Richtung Buckow. In Liebenhof radeln wir den wunderhübschen Sandweg geradeaus, der an blühenden Wiesen und Kirschbäumen vorbei über die Bergschäferei (Ziegen und ein Storchennest gibt es auch) führt. Glückspilze hören den Kuckuck rufen oder erspähen eine Blindschleiche. Nach Überquerung einer stark befahrenen Straße rollen wir durch den Wald hinab zum Schermützelsee, an dessen Ufer der Brecht-Ort Buckow liegt. Unser Weg führt uns denn auch direkt zu einem weißen Hexenhäuschen, dem Brecht-Weigel-Haus, das seit Januar 98 eine neue Ausstellung in der Gartenlaube bietet. Wer seinen Tribut zum Brecht-Jahr geleistet hat, darf in den touristischen Ortskern radeln. Wir biegen die Kopfsteinpflasterstraße nach links zur Reha-Klinik und passieren ein sowjetisches Ehrenmal. Hungrige können sich jetzt entscheiden: entweder 2,7 Kilometer geradeaus weiterfahren zur Pritzhagener Mühle, wo es hervorragenden Fisch zu verspeisen gibt, oder rechts in den Fontaneweg Richtung Dreieichen abbiegen. Auf Löwenzahnwiesen können Selbstversorger hier entspannt picknicken. Einzige gelegentliche Wiesenmitnutzer sind dicke Kinder auf dicken Pferden.

Weiter geht es am Waldrand entlang, bis wir rechts den Weg ins rund zwei Kilometer entfernte Dreieichen einschlagen. Dort hat sich ein Besucherzentrum mit See dem Naturschutz verschrieben. Es gibt von der Komposttoilette bis zum Fledermaushäuschen ökologische Dinge zu besichtigen. Haben wir diese gebührend gewürdigt, setzen wir die Tour auf Wald- und Feldwegen nach Münchehofe fort.

Die MünchehoferInnen sind stolze BesitzerInnen einer Kirche aus dem 13. Jahrhundert und eines Dorfweihers. Wir radeln trotzdem schnurstracks nach Obersdorf, wo wir in die Bahnhofstraße abbiegen. Linker Hand kann ein weiteres Storchennest bestaunt werden. Die Straße bringt uns direkt zu einem See, an dessen Badestelle keine Naturschutzverordnung einem ungehemmten Badevergnügen im Wege steht. Von Obersdorf radeln wir über die Felder nach Brigittenhof, wo wir steil rechts nach Müncheberg abzweigen. Von dort bringt uns stündlich ein Zug zurück nach Berlin. In Berlin herrscht dann wieder eine andere Sprechgeschwindigkeit als bei den „SchweizerInnen“.

Abfahrt der Züge ab Berlin-Lichtenberg nach Rehfelde: RB ab 6.56 Uhr jede Stunde.

Rückfahrt ab Müncheberg: RB ab 15.07 Uhr jede Stunde nach Berlin- Lichtenberg.

Empfehlenswerte Karte: ADFC- Regionalkarte „Berlin und Umgebung“, 1:75.000, Bielefelder Verlagsanstalt.