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Eisern bewachen Heller und Patella die Finanzen

Die skandalumwitterte Diva wird zum Klub der moralintriefenden Vereinsmeier: Eine praktisch schuldenfreie Frankfurter Eintracht kann heute mit einer Mannschaft aus No-Names und Schnäppchen den Wiederaufstieg in die Fußball-Bundesliga schaffen  ■ Aus Frankfurt/Main Klaus Teichmann

„Die Laktatwerte sind noch besser geworden“, das ist für Coach Horst Ehrmantraut die Nachricht der Woche. Alle anderen Fans von Eintracht Frankfurt scheinen doch tatsächlich stärker zu gewichten, daß ihre Elf heute abend lediglich einen einzigen Punkt gegen den FSV Mainz 05 (19 Uhr, DSF) braucht, um definitiv wieder in der ersten Fußball-Bundesliga kicken zu dürfen.

Nach zweijähriger Strafversetzung in die DSF-Spielklasse kann heute abend bereits die Aufstiegsfete im Waldstadion steigen. Die Vorbereitungen sind getroffen: Wenn es klappt, dürfen die Fans sogar den Platz stürmen, ist nun lang und breit ausgehandelt worden. Der DFB war darüber nicht sonderlich glücklich, denn wenn die Fans sich zuviele Souvenirs aus dem Rasen mitnehmen, dürfte das beim Länderspiel am Samstag gegen Kolumbien ein Problem werden.

Auch wenn es heute nicht klappen sollte, den mickrigen Zähler sollte man gegen Zwickau oder Köln ohnehin holen. Oder die Konkurrenz patzt, was auch schön öfters vorkam. Und dann soll in der Beletage des hiesigen Fußballs alles besser werden, soviel steht fest. Endlich will man solide wirtschaften, die Zeiten der launischen Diva und der Skandale sind vorbei. „Der Charakter der Mannschaft wurde verändert“, doziert Ehrmantraut. Entscheidender aber ist: Der ganze Verein wurde umgekrempelt.

Wo früher der chamapagnerschlürfende VIP-Löwe Matthias Ohms präsidial residierte, regiert heute ein volkstümlicher AOK- Mitarbeiter namens Rolf Heller auf dem Präsidentenstuhl. Heller zeichnet sich — neben dem authentizitätsstiftenden hessischen Akzent — vor allem dadurch aus, daß er gebetsmühlenartig wiederholt, wie wichtig die Fans doch für die Eintracht seien.

Ehrmantraut, dem Rechenschieberexperten aus Einöd, der die Spiele immer auf der Lehne eines Gartenstühlchens verbringt, gelang es, mit geringen finanziellen Mitteln den Aufstieg zu realisieren. Um den wiedergenesenen Ex- Nationalspieler Ralf Weber, den bulgarischen Libero Petr Hubtchev und St.-Pauli-Rückkehrer Thomas Sobotzik als Mittelfeldzentrale formierte er aus lauter No-Names und Schnäppchen die Aufstiegsmannschaft. Zwar spielte man in den seltensten Fällen die Gegner an die Wand. Aber meist war man eine Spur cleverer, abgezockter und taktisch besser eingestellt. Disziplinierter trifft es wahrscheinlich am besten.

Besonders an der Rückkehr des Eintracht-Kapitäns Ralf Weber wird der neue Erfolg festgemacht. Neunmal durfte er bei Berti mitspielen, eher der mit Uwe Bindewald dienstälteste Eintracht-Spieler verletzt zusehen mußte, wie sein Verein in die zweite Liga rutschte. Nun wurde Weber in Frankfurt gar schon nach Frankreich gelobt und hat nach langem Pokern einen neuen Vierjahresvertrag unterschrieben.

Im Februar schielte die Eintracht noch neidisch nach Nürnberg. „2,3 Millionen allein in der Winterpause“ hätte die Konkurrenz für Verstärkungen ausgegeben, rechnete Ehrmantraut vor. Zwar war es gerade mal die Hälfte, aber es wird deutlich, was sich in Frankfurt geändert hat. Wo vor kurzem noch die Millionen in Flops gebuttert wurden, ist längst Schmalhans Küchenmeister. Private Gönnerquellen mußten angezapft werden, um 70.000 Mark für den neuen Publikumsliebling Ansgar Brinkmann flüssig zu machen. Aus der zypriotischen Provinz wurde über ähnliche Wege der Fußballrentner Christof Westerthaler (33) geholt, machte die wichtigsten Tore und ist plötzlich wieder im österreichischen WM- Team als Sturmpartner von Toni Polster im Gespräch.

Doch darf angezweifelt werden, ob man mit derlei Tugenden auch im Oberhaus bestehen kann. Nur zwei Millionen ist die Eintracht bereit, für Verstärkungen auszugeben. Eisern wachen Heller und Schatzmeister Gaetano Patella über die Finanzen. „Der Verein will gesunden, darunter leidet der sportliche Bereich“, zeigt sich Ehrmantraut mit dem Konsolidierungskurs seines Vorgesetzten nicht unbedingt zufrieden.

Tatsächlich scheint die Eintracht von der Diva zum Klub der moralintriefenden Vereinsmeier zu mutieren. Mit 1,7 Millionen Mark Verbindlichkeiten sind die Frankfurter für Bundesligaverhältnisse praktisch schuldenfrei. Im Oberhaus warten zusätzliche Millionen-Mehreinnahmen von Premiere, Sat.1 und vom Trikotwerber. Dennoch ist die durchschnittliche Mannschaft bis dato gerade einmal mit den durchschnittlichen Kickern Uwe Schneider (1. FC Nürnberg), Bernd Schneider (Carl Zeiß Jena) und dem in Israel spielenden Istvan Pisont verstärkt worden. Das Gerücht, daß Toni Polster nach Frankfurt kommen will, wird wohl ewig ein solches bleiben.

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