Israelis zeigen in Ostjerusalem Flagge

■ Mit Militärparaden feiern Tausende den „Jerusalem-Tag“. Sprecher des US-Kongresses sagt Besuch des Bauplatzes für US-Botschaft ab

Jerusalem (taz) – Die religiösen Extremisten der „Getreuen des Tempelbergs“ demonstrierten gestern vor dem Orient-Haus in Jerusalem, der inoffiziellen Vertretung der Palästinenser in der Heiligen Stadt. Unter der Parole „Wir werden hier niemals weggehen“ begingen sie den 31. Jahrestag der sogenannten Wiedervereinigung der Stadt. Aus Furcht vor diesen „Getreuen“, denen mehrere Anschläge nachgesagt werden, rief die islamische Wakf-Stiftung die Palästinenser auf, in die Altstadt zu kommen und den Tempelberg zu verteidigen. Feisal Husseini, palästinensischer Repräsentant im Orient-Haus, warnte, die „Gefühle der Muslime“ an diesem Tag zu verletzen. Die israelischen Feiern würden die Palästinenser nicht davon abhalten, Ostjerusalem weiter als künftige Hauptstadt eines palästinensischen Staates zu betrachten, erklärte er.

Tausende zusätzlicher israelischer Soldaten und Polizisten waren im Einsatz, um an diesem provokativen „Jerusalem-Tag“ die Sicherheit zu garantieren. Mit einer Großdemonstration, die auf der King-George-Straße beginnen und über die Ben-Jehuda- zur Jaffa- Straße führen sollte, feierte das offizielle Israel gestern den Jahrestag der Eroberung Ostjerusalems im Sechs-Tage-Krieg von 1967. Erstmals seit Jahren paradierten auch wieder Militärfahrzeuge und Soldaten durch die Straßen Westjerusalems. Rund 30.000 Teilnehmer wurden am Nachmittag erwartet. Zahlreiche Friedensgruppen demonstrierten dagegen vor den Mauern der Altstadt gegen die „Jerusalem-Feiern“. „Annektion ist keine Wiedervereinigung, sowie Vergewaltigung keine Liebe ist“, lautete ihre Parole.

Die offizielle staatliche Zeremonie fand am frühen Abend auf dem „Ammunition Hill“ statt, dem Ort der schwersten Schlacht um Jerusalem im Krieg von 1967. Die gesamte Staatsspitze nahm daran teil. Bereits am Vorabend hatten Tausende Israelis im jüdischen Viertel der Altstadt gefeiert. Die Religionsstudenten tanzten die ganze Nacht. Vor der Klagemauer fanden sich Tausende mit israelischen Fahnen ein, während am Zionsberg ein Feuerwerk abgebrannt wurde. Eine Extrazeremonie galt gestern auch den äthiopischen Einwanderern im Containerlager Givat Hamatos bei Jerusalem. Gedacht wurde jener, die auf dem Weg von Äthiopien nach Jerusalem ihr Leben verloren.

Unterdessen sagte Newt Gingrich, der Sprecher des US-Kongresses, der mit dem Führer der Demokraten, Richard Gebhardt, zu den Feiern nach Israel gekommen war, den geplanten Besuch des Bauplatzes für die US-Botschaft in Jerusalem ab. Er wolle keinen Zwischenfall provozieren, der den Friedensprozeß belaste, sagte der proisraelische Hardliner. Während die Palästinenser die Entscheidung begrüßten, verweigerte die israelische Regierung eine Stellungnahme. Georg Baltissen