Anna Bruns' Erben

■ Die GAL wählte gestern die Nachfolger der zurückgetretenen Anna Bruns

Zwei Wochen leckte die GAL ihre Wunden und stellte sich die Frage: Wie sollen wir bloß Anna Bruns ersetzen? Die prominente linke Migrations- und Sozialpolitikerin hatte ihr Mandat aus Protest gegen die rot-grüne Drogenpolitik in St. Georg niedergelegt. Das neue Handlungskonzept, das Bruns als „grünes Bettlerpapier“ geißelte, entstand unter Federführung des GAL-Stadtentwicklungssenators Willfried Maier.

Gestern nun befaßte sich die grüne Fraktion mit der Nachfolge. In das Amt der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden folgt Bruns die Stadtentwicklungspolitikerin Heike Sudmann. Die 36jährige Stadtplanerin aus Hamburg-Nord gehört zum linken Flügel der GAL und ist bereits seit 1993 in der Bürgerschaft. Sudmann wurde mit 18 Ja-, einer Neinstimme und zwei Enthaltungen gewählt.

Im Bereich Drogenpolitik wird der Arzt Peter Zamory in Bruns' Fußstapfen treten. Er gehört zu den grünen Realpolitikern und teilte Bruns' Auffassung zum „grünen Bettlerpapier“ nicht. Für die Sozialpolitik wird es künftig keinen Sprecher geben. Den Bereich teilen sich Norbert Hackbusch (Arbeitsmarkt), Dorothee Freudenberg (Pflege, Alte) und Andrea Franken, die für Bruns nachgerückt ist.

Am schwierigsten ist die Nachfolge in dem für die GAL wichtigen Bereich der Migrations- und Flüchtlingspolitik. Zusätzlicher Profilierungsdruck entsteht durch den nicht gerade vielversprechenden Koalitionsvertrag. In der realexistierenden rot-grünen Regierung müsse für Flüchtlinge und Einwanderer mehr rausgeholt werden, heißt es in der GAL. Flüchtlingsanwalt Mahmut Erdem hatte bereits am vergangenen Freitag verkündet, er stehe als „Alibi-Ausländer“ nicht zur Verfügung. Er sei der Ansicht, „daß Migranten wie ich auch andere politische Felder besetzen“ sollten.

Die zur GALischen Linksaußen-Gruppe „Zwischen allen Stühlen“ (ZAS) zählende Susanne Uhl interessierte sich für den SprecherInnenposten. Als Konkurrentin geht die Reala Christa Goetsch, bisher schulpolitische Sprecherin, ins Rennen. Die Entscheidung wurde gestern vertagt. Silke Mertins