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■ Mit dem Euro auf du und duMeine letzte Mark

Brüssel (taz) – 218mal werden wir noch wach, heißa, dann ist Euro-Tach. Für die weniger Begeisterten: Höchstens 1.496mal schlafen wir noch ein, dann wird keine Mark mehr sein. Und dann stellt sich die Frage: Was machen wir mit den alten Märkern und Pfennigen, die wir bis dahin noch nicht ausgegeben haben? Das einfachste wird sein, sie doch noch in Euro umzutauschen. Banken und Sparkassen haben sich verpflichtet, den Umtausch kostenlos zu erledigen, solange es sich um „Haushaltsmengen“ handelt.

Spielbanken, Automatenaufsteller und Dagobert Ducks, die einen ganzen Keller mit Münzen und Scheinen leer zu schaufeln haben, müssen also mit einer Umtauschgebühr rechnen. Das ist recht so, wirft aber die Frage auf, wieviel eine Haushaltsmenge ist. Die EU-Kommission hält sich da noch bedeckt und faselt irgend etwas von „vernünftigen Bargeldreserven“. Das sollen die Banken in einer Selbstverpflichtungserklärung entscheiden, heißt es in Brüssel. Man werde aber einschreiten, wenn die Schwelle so niedrig angesetzt wird, daß auch Normalbürger zahlen müssen.

Das ist auch eines der Hauptprobleme: Die EU-Kommission will die Euro-Umstellung mit möglichst wenig Gesetzen bewerkstelligen, weil das die Kosten der Banken hochtreiben könnte. Die EU-Kommission will lediglich kontrollieren, daß Mindeststandards eingehalten und Normalbürger nicht durch Gebühren gegen den Euro aufgebracht werden.

Vor dem Beginn des Jahres 2002 hat es wenig Sinn, die letzte Mark umzutauschen, weil vom 1.1. 1999 bis zum 31.12. 2001 der Euro nur als virtuelle Währung existiert. In dieser Zeit kann man zwar schon ein Euro- Konto eröffnen, Überweisungen in Euro abwickeln und Rechnungen mit der Euro-Kreditkarte begleichen. Nur abheben und in die Tasche stecken kann man den Euro nicht, weil es vorerst weder Münzen noch Scheine gibt. Wenn jemand am Bankschalter Bares will, müssen die Bankangestellten schnell in Mark umrechnen.

Voraussichtlich die ersten sechs Wochen 2002 werden Mark- und Euro-Scheine (und natürlich auch die zugehörigen Münzen) noch nebeneinander gültig sein. Es könnten aber auch acht Wochen oder drei Monate werden, da sind sich die EU-Regierungen noch nicht einig. Die Handelsverbände möchten das Doppelwährungschaos in den Kassen so kurz wie möglich halten, die Aufsteller von Zigarettenautomaten dagegen hätten gerne etwas mehr Zeit. Sie müssen schließlich alle Geräte für das neue Geld umbauen und wollen dafür ungern zusätzliche Arbeitskräfte einstellen.

Wer nach 2001 unbedingt noch ein paar Mark als Erinnerungsstücke behalten will, sollte nicht unbedingt auf steigenden Sammlerwert hoffen. Nur seltene Münzen werden mit der Zeit wertvoller. Doch wie schon bei der deutsch-deutschen Währungsumstellung werden viele Münzen in irgendwelchen Schubladen vergessen und erst später wiedergefunden. Es gebe einfach zu viele Mark-Münzen, meinen professionelle Münzsammler, als daß sie irgendwann wertvoll werden könnten. Alois Berger

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