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Kurde festgenommen

■ Ein Kurde ist wenige Tage nach seiner zweiten Flucht aus der Türkei verhaftet worden

Köln (taz) – Als Süleyman Yadirgi gestern vormittag bei der Außenstelle des Bundesamts für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge in Köln seinen Asylfolgeantrag stellen wollte, wurde er verhaftet. Die Ausländerbehörde in Bergheim/Erftkreis, die den Mann bereits im März abgeschoben hatte, verlangte Yadirgis sofortige Überstellung. Mittags wurde der Kurde in Begleitung seines Rechtsanwalts dem Haftrichter vorgeführt.

Süleyman Yadirgi war erst am 16. März vom Düsseldorfer Flughafen in die Türkei abgeschoben und bei seiner Ankunft am Istanbuler Flughafen festgenommen worden. Nach eigenen Aussagen wurde er sieben Tage lang von der politischen Polizei verhört, mißhandelt und auch mit dem Tode bedroht. Aus Angst vor weiteren Repressalien tauchte Yadirgi nach seiner Freilassung unter und floh vergangene Woche abermals nach Köln.

Die türkischen Behörden hatten dem Auswärtigen Amt in Bonn auf Nachfrage mitgeteilt, Yadirgi habe sich lediglich acht Stunden zur Abgleichung seines Passes bei der Polizei aufgehalten. Nach Informationen des Türkischen Menschenrechtsvereins (IHD) befand sich der Kurde jedoch mehrere Tage in Haft und wurde verhört. Die Behörden hätten ihm vorgeworfen, er sei nicht im Besitz gültiger Papiere. Nimmt das Bundesamt den Asylfolgeantrag Yadirgis heute noch an, wird sein Fall erneut geprüft und eine Abschiebung wäre verhindert, sagte Albrecht Kieser vom Kölner Netzwerk „Kein Mensch ist illegal“.

Yadirgis Familie hält sich zur Zeit mit einem Dutzend weiterer kurdischer Flüchtlinge in einer katholischen Kirchengemeinde in Köln auf. Insgesamt bieten 26 evangelische und katholische Gemeinden in Nordrhein-Westfalen derzeit 130 Kurden Schutz vor einer geplanten Abschiebung.

Die Ausländerbehörde in Bergheim bewies nun zum zweiten Mal, daß sie rigoros gegen Flüchtlinge vorgeht. Peter Bellinghausen, Pastor der Kirchengemeinde, die Yadirgis Familie aufnahm, sieht in dem überfallartigen Vorgehen der Ausländerbehörde den Versuch, „die Öffentlichkeit aus dem Verfahren herauszuhalten“.

Als Yadirgi, der mit seiner Familie im Erftkreis lebte, im vergangenen März bei der Ausländerbehörde in Bergheim um die Verlängerung seiner behördlichen Duldung nachgesucht hatte, wurde er ebenfalls auf der Stelle festgenommen. Der Versuch von zwei Flüchtlingsaktivisten, Yadirgis Abschiebung an Bord einer Maschine der Türkish Airlines zu verhindern, scheiterte. Markus Dufner

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