The last concert – Hingehen!

„The last picture show“ gibt es in der renommierten Galerie Steinbrecher Gott sei Dank noch nicht. Dennoch ist die Lage am Kunstmarkt derart angespannt, daß sich Galerist Steinbrecher Großmut und Offenherzigkeit schlicht nicht mehr leisten kann. Von der Hand in den Mund leben können, muß mittlerweile fast jeder Galerist im eher verschreckten als tatsächlich verarmten Bremen. Das letzte Bild hat Steinbrecher im Dezember verkauft. Von dem Mund in den Geist sparen hat aber spätestens dann ein Ende, wenn die Anerkennung ausbleibt: Die städtischen Museen wollen nicht ankaufen. Die Galeriekonzerte sind trotz Klasse zunehmend mau besucht. Das sogenannte „Artainment“ (das Sprengelmuseum hält die neue Funkultur für so theoriewürdig, daß sie ihr jüngst ein Symposium widmete) drückt diejenigen an die Wand, die es ernst meinen.

So findet denn heute abend vorerst das letzte Konzert in den schönen Galerieräumen im Herzen des Viertels statt. Mit seinem grenzüberschreitenden Konzept steht das Konzert des „Trio Beaux Rivages“ ein für den Experimentiergeist der Galerie. Andreas Schmid, Ralf Benesch und Dirk Lüking, die in der Klassik ebenso zuhause sind wie im Jazz, bemühen sich um eine Adaptation von Rimsky-Korsakows „Scheherezade“ und Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ für Klarinette, Gitarre und Kontrabaß.

Wie mag sich wohl das Kückenballet im Klanggewand der Klarinette anhören? Wie das schwere alte Schloßgemäuer im Griff zarter Gitarrensaiten? Umdeuten ist hier erlaubt und erwünscht. Eine Versüßlichung ist nicht zu befürchten. Nicht bei Steinbrecher. Man sollte hingehen, allein schon um die Arbeit eines der wichtigen Kunstvermittler der Stadt zu würdigen. taz

27.5. 20h, Am Dobben 123