Ein Prozent der Hotels sind behindertenfreundlich

■ Neue Broschüre: Oft entscheiden nur Zentimeter über die Zugangschance für Rollstühle

„Badezimmertüren sind ein Hauptproblem, 54 Zentimeter sind einfach zu schmal für Rollstuhlfahrer“, sagt Irina Pützenreuter. Sie ist Projektleiterin von Movado e.V., eines Vereins, der sich seit sechs Jahren für ein rollstuhlfahrerfreundliches Berlin einsetzt und gestern seine neueste Publikation mit dem Titel „Hotels ohne Barrieren-Infos für Menschen im Rollstuhl“ vorgestellt hat. Ein halbes Jahr lang haben Movado-Mitarbeiter insgesamt 571 Hotels in der Stadt begutachtet, dabei wurden zum ersten Mal nicht nur die Zugänglichkeit der Etablissements, sondern auch die Nutzbarkeit der Zimmer für Rollstuhlfahrer geprüft.

Das Ergebnis: Von den 571 Hotels sind 5 als Gesamteinrichtung für Besucher im Rolli „gut geeignet“, in 30 weiteren ist eine Übernachtung „mit Einschränkungen“ möglich. Haben rollstuhlfahrende Hotelgäste einen Helfer an ihrer Seite, kommen noch einmal 30 Hotels für einen Besuch in Frage. Die übrigen 511 Unterkünfte dagegen bleiben für RollstuhlfahrerInnen geschlossen. Dabei finden sich vor allem im Sanitärbereich unüberwindbare Hindernisse, da manchmal nur ein paar Zentimeter über die Übernachtungschance entscheiden.

„Insgesamt hat man es in Berlin als Rollstuhlfahrer ziemlich schwer“ resümiert Pützenreuter. Movado e.V. hat mittlerweile 37.000 unterschiedlichste Einrichtungen in der Stadt auf ihre Zugangsfreundlichkeit für RollstuhlfahrerInnen untersucht. Außerdem bietet der Verein auch Beratungen für behindertengerechtes Bauen an und konnte schon einige Verbesserungen erreichen. Denn oft ist es nur ein Haltegriff oder eine niedrigere Kleiderstange im Schrank, die den Aufenthalt für einen Rollstuhlfahrer möglich machen würde. Im Hotel Adlon allerdings, wo laut Movado Hilfestellungen für bewegungseingeschränkte Gäste gänzlich fehlen, habe man an Verbesserungsvorschlägen kein Interesse gezeigt. Britta Steffenhagen