Knast für den schnellen Fick

■ Bordellbesuchern in Schweden droht künftig eine halbjährige Gefängnisstrafe

Stockholm (taz) – Ein halbes Jahr hinter schwedischen Gardinen kann ab 1. Januar 1999 der Preis für denjenigen sein, der sich in Stockholm oder Malmö Sex bei weiblichen oder männlichen Prostituierten kauft. Der schwedische Reichstag beschloß gestern ein Gesetz, das jegliche Prostitution verbietet. Allerdings werden Prostituierte auch künftig nicht bestraft. Schweden hat damit einen Schritt zur Bekämpfung der Prostitution getan, der zumindest in der westlichen Welt ohne Beispiel sein dürfte.

Das Parlament faßte seinen Beschluß einmütig über alle Parteigrenzen, gleichzeitig gab es aber aus allen Parteien ZweiflerInnen und Nein-Stimmen. Selbst Justizministerin Laila Freivalds gehörte erst zu den GegnerInnen der Initiative, mußte sich aber einer starken Frauenlobby aus allen Parteien und dem Beschluß ihres eigenen, sozialdemokratischen Parteitags beugen. Nach außen vertritt sie nun den Standpunkt, das Gesetz könne eine gewisse präventive und abschreckende Wirkung haben. Was KritikerInnen, wie Katarina Lindahl, Vorsitzende des „Reichsverbands für sexuelle Aufklärung“ (RFSU) bezweifeln: „Welcher Kunde, der extra für Sex ohne Kondom ein hohes HIV- und damit Lebens-Risiko eingeht, läßt sich von einer Strafandrohung abschrecken?“

Lindahl erwartet, daß allenfalls das Zuhältertum vom neuen Gesetz profitiert und die Situation für Straßenprostituierte noch schwieriger werde. Auch Sozialsekretär Mikael Bogarve von der „Prostitutionsgruppe“ der Stadtverwaltung Malmö ist kritisch. Er befürchtet, daß sich nicht nur das Zuhältertum ausbreiten wird. Auch Fälle von Erpressung werden steigen. Reinhard Wolff