■ Vorschlag
: Selbstreinigungs-Rap und andere HipHop-Wahrheiten: Rakim im Kesselhaus der Kulturbrauerei

Es mag Zufall sein, vielleicht war es aber wirklich eine Reaktion auf die beiden Morde an Tupac und Notorious B.I.G. Die HipHop-Klasse der späten Achtziger ist ins Business zurückgekehrt. Ob nun EPMD, Gang Starr, Public Enemy oder Rakim: Die „Prophets of The Golden Age“ (The Source) zeigen mit ihren neuen Alben, wie man gut, wahr und ohne viel Gedöns reimt, und sie begründen ihre Rückkehr nicht selten mit den heruntergekommenen, auf Streit und Kommerz ausgerichteten Verhältnissen im HipHop dieser Zeit. „Selbstreinigung und Rückbesinnung“ heißt die Devise; Momente der Wahrheit, um mit Gang Starr zu sprechen.

Auch MC William Griffin, besser bekannt als der Rakim von Eric B. & Rakim, bringt sein Comeback in diese Zusammenhänge: „We lost Pac and B.I.G. and a bunch of other brothers before. We gotta make a change. So I just wanna show and prove and bring it back to where it should be“. Und so vermachte er der HipHop-Gemeinde zusammen mit seinen neuen Stücken, mit „The 18th Letter“, auch sein „Book Of Life“, eine Zusammenstellung aller großen Hits, die Erik B. & Rakim damals zu den Größten ihrer Zunft werden ließ.

Ihr Coldcut-Mix von „Paid In Full“ und das gleichnamige Album waren 1987 stilbildend, es hatte weder etwas von den Rockerattitüden von Run DMC noch von den aggressiv-aufklärerischen Raps Public Enemys. „Paid In Full“ war ein ruhiges und reifes Album, dominiert durch die repetitiv pumpenden Baßlinien von Eric B. und natürlich den Raps von Rakim am Mic. Rakim hatte den Fluß, den sich später auch De La Soul und A Tribe Called Quest zum Vorbild nahmen, und er brachte etwas angenehm Schläfriges in den HipHop, indem er absichtlich seine Reime verzögerte. Nach „Follow The Leader“ und „Don't Sweat The Technique“, weiteren großen Alben, war dann Schluß: Rakim und Eric B. hatten sich nichts mehr zu sagen. Eric. B wollte Geld, Ruhm und die Leute glücklich machen, Rakim als gläubiger Muslim wollte bekehren, was er die Neunziger über außerhalb von HipHop-Kontexten tat. Mit „The 18th Letter“ zeigt er, daß er nichts verloren hat von seinem alten, geilen, klassischen Flow, dem auch die für heutige Verhältnisse geradezu spartanisch anmutende Instrumentierung untergeordnet ist. Alle, die am Samstag Gang Starr in der Arena verpaßt haben, können sich heute noch einmal davon überzeugen, wie lebende Götter aussehen. Und wie golden die Jahre im HipHop damals leuchteten. Gerrit Bartels

Rakim + Aphrodelics, ab 21 Uhr im Kesselhaus in der Knaackstraße