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Hilfe für Erdbebenopfer

■ Das unwegsame Gelände erschwert Hilfsaktionen in der Erdbebenregion im armen Norden Afghanistans. Erste Schätzungen sprechen von mindestens 4.000 Toten und 45.000 Obdachlosen

Faisabad (AFP) – „Einige Dörfer sind ganz von der Landkarte verschwunden. Das ist schlimmer als beim letzten Beben im Februar“, beschreibt ein Helfer das Bild, das sich ihm nach dem schweren Erdbeben am Wochenende in Nordafghanistan vom Rettungshubschrauber aus bot. Die Erdlawinen hätten ganze Dörfer unter sich begraben. In anderen Orten seien die bereits durch das Beben im Februar beschädigten Hütten aus getrocknetem Lehm nun völlig eingestürzt. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz will zuerst die Verletzten aus ihren zerstörten Dörfern ausfliegen lassen. Anschließend sollen dann Hilfsgüter in die Region geflogen werden.

„Die Hubschrauberbesatzungen werden entscheiden, wer vor Ort behandelt werden kann und wer ausgeflogen werden muß“, sagte Svante Yngrot vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz. Er hoffe, daß alle Überlebenden des Erdbebens binnen drei Tagen medizinische Hilfe bekommen könnten. Entscheidend seien dafür jedoch gutes Wetter und ausreichende Treibstoffreserven für die Hubschrauber. Außerdem könnten viele der betroffenen Dörfer in den Provinzen Tachar und Badachschan nur nach mehreren Tagesreisen auf dem Rücken von Reittieren erreicht werden. „Es ist sehr schwer vorherzusagen, ob wir Erfolg haben werden“, sagte der IKRK-Vertreter. Das Beben mit einer Stärke von etwa sieben auf der Richterskala hatte am Samstag dieselbe Region erschüttert, in der bereits im Februar bei schweren Erdstößen mehrere tausend Menschen getötet wurden. Nach Angaben der französischen Hilfsorganisation Acted starben dieses Mal mindestens 4.000 Menschen. Rund 45.000 Menschen in knapp 50 Dörfern der Gebiete um Rostak und Schah Ab hätten ihr Dach über dem Kopf verloren. Weitere 30 Dörfer seien vermutlich in der am schwersten betroffenen Region Schari-Besorg zerstört worden. Überlebende flohen aus dem Erdbebengebiet auf der Suche nach Wasser, Nahrungsmitteln und einem schützenden Dach über dem Kopf. Die Krankenhäuser in der Region richteten sich auf die Ankunft Tausender Verletzter ein.

Die Hilfsflüge werden von den Vereinten Nationen koordiniert. Die ersten Tage könnten mit den Vorräten überbrückt werden, die nach dem Beben im Februar geliefert wurden, sagten die Helfer. Das Deutsche und das Französische Rote Kreuz riefen zu Spenden auf. Pakistan schickte nach eigenen Angaben am Montag ein Flugzeug mit Hilfsgütern und plante weitere Hilfsflüge in den nächsten Tagen. Papst Johannes Paul II. rief am Sonntag in Rom zum Gebet für die Erdbebenopfer.

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