■ Studenten der Schlüssel zum Geld
: Städte machen Studiosi ansässig

Ilmenau (dpa/taz) – Die Thüringer Kämmerer von Universitätsstädten haben eine findige Methode entdeckt, ihre Haushaltslöcher zu stopfen: Mit teils lukrativen Angeboten locken sie Studenten in die Meldeämter. Die Einwohnerzahlen steigen – und damit die sogenannten Schlüsselzuweisungen des Landes.

Für den Ilmenauer Hauptamtsleiter, der für jeden Bürger mehrere hundert Mark Landeszuschuß erhält, ist es eine einfache Rechnung: Wenn 1.000 Studenten aus der Fremde ihren Hauptwohnsitz in Ilmenau nehmen und fünf Jahre lang studieren, kommen Mehreinnahmen von 2,35 Millionen Mark in die Stadtkasse. „Dafür könnte man beispielsweise der Universität eine Turnhalle bauen.“ Um den jungen Leuten die Wohnsitzverlagerung schmackhaft zu machen, ködern die Stadtoberen die Studierenden mit einem Bonusheft. darin finden sich Gutscheine für Schwimmbad- und Sportstättenbesuche sowie Tickets für Museen und Konzerte. Der Wert liegt bei rund 50 Mark.

In der 13.000-Studenten-Stadt Jena ist das Bonusheft sogar 100 Mark wert – etwa ein Zehntel der Mehreinnahmen, die über die Landeszuweisungen wieder hereinkommen. Die 6.000 Studenten der Bauhaus-Universität und der Musikhochschule Weimar können sich beim Einwohnermeldeamt sogar einen Barscheck abholen: 300 Mark ist den Stadtvätern jeder neue Bürger wert.

Trotz solcher Verlockungen geht das „Studenten-meldet- Euch!“ schleppend voran. In Ilmenau reagierten von September 1997 bis Anfang Mai erst 156 junge Leute auf die Offerte.