Bagger marsch in der Außenweser!

■ Heute beginnt die Vertiefung des Flußlaufes auf mindestens 14 Meter / Umweltschützer monieren massive Naturzerstörung / Ausgleichsmaßnahmen laut BUND zu niedrig und zwecklos

Heute mittag um 12.00 Uhr wird ein mächtiger Hopperbagger seine Krallen im Grund der Außenweser versenken und die ersten Kubikmeter Sand ans Tageslicht befördern. Mit diesem Auftakt-Baggerhiev setzen sich die Behörden in einem fast zehn Jahre langen erbitterten Streit gegen Umweltverbände sowie gegen etwa 30 Krabbenfischer durch. Denn inzwischen steht fest: Die Außenweser wird auf 14 Meter vertieft, um auch den dicksten Containerfrachtern die Zufahrt nach Bremerhaven zu ermöglichen.

Dazu werden 5,3 Millionen Kubikmeter Sand ausgebuddelt. Diese Erdmassen sollen neben der Fahrrinne verklappt werden. Das Projekt kostet 92 Millionen Mark und soll Ende dieses Jahres abgeschlossen sein. Nach Angaben des Wasser- und Schiffahrtsamtes Bremerhaven ist die Vertiefung notwendig, um den Hafen tidenunabhängig zu machen. Zur Zeit sind pro Jahr 480 Frachter mit einem Tiefgang von mehr als 10,80 Meter auf die Flut angewiesen, heißt es. Das wiederum führe zu teuren Wartezeiten von bis zu 80.000 Dollar pro Tag, wodurch das Containerterminal Bremerhaven nicht mehr konkurrenzfähig sei. Das wird vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) stark bezweifelt, da die Situation etwa in Hamburg ähnlich sei.

Abgesehen davon lehnen die Umweltverbände die Vertiefung der Außenweser noch immer wegen der gravierenden Auswirkungen auf das komplette Ökosystem ab. Laut Martin Rode vom BUND verändern sich die Tidenstände und die Strömungsgeschwindigkeiten. Dadurch entstehen andere Erosions- und Aufsandungsgebiete. Der BUND schätzt, daß sich diezerstörerischen Folgen des mindestens 1.000 Hektar großen direkten Eingriffs auf ein hundertfach größeres Areal auswirken werden.

Um dies zu kompensieren, wurden den Umweltverbänden Ausgleichsmaßnahmen über 21,5 Millionen Mark zugesichert. Davon werden Aufzuchtkosten für Heuler übernommen, Salzwiesen und Feuchtbiotope sowie neue Röhrichtgürtel angelegt. Dennoch ist man beim BUND höchst unzufrieden, weil im Vergleich etwa zum Autobahnbau eine Flußvertiefung recht billig ist. Dennoch seien die Auswirkungen unverhältnismäßig hoch. „Der Umfang der Maßnahmen ist viel zu niedrig“, beschwert sich Martin Rode vom BUND. „Abgesehen davon haben die Projekte im Kern nichts mit der Vertiefung zu tun.“

Im Gegensatz zu den Umweltverbänden wurden die Krabbenfischer zufriedengestellt. Für sie stehen vom Land Bremen rund eine Million Mark für Fangausfälle zu Verfügung, die die Fischer aber dezidiert nachweisen müssen.

Harsche Kritik an der Baggerei übte gestern erneut die zuständige Bundestagsabgeordnete der Grünen, Gila Altmann. „Die Fischer und Umweltverbände werden stets mit Geld abgespeist. Auf Dauer kann dies kein Weg sein, da niemand die Langzeitschäden für die Natur voraussagen kann.“

Heftig umstritten sind auch Auswirkungen der Außenweservertiefung auf die Stadt Bremen. Von dem Baggergut sollen 1,5 Millionen Kubikmeter genutzt werden, um den Überseehafen zu verfüllen. Die Planfeststellung dazu ist beantragt und soll in etwa zehn Tagen abgesegnet werden. Jeti