Auf Du und Du mit der Verkehrswende
: Alle sagen: Güter auf die Schiene!

■ Logistik ist Ökologie, so die Botschaft einer Verkehrs-Konferenz in Bremen

Der Güterverkehr auf den Straßen steigt. Jahr für Jahr rollen mehr und mehr LKWs über Europas Fernstraßen und alle Plädoyers, die Waren mit der Bahn zu transportieren, scheinen auf taube Ohren zu stoßen. „Alle sagen, Güter gehören auf die Schienen“, behauptete jetzt auch einer der größten Speditionsunternehmer Deutschlands, Detthold Aden von der Thyssen Handelsunion, im Rahmen der Feierstunde zu 20 Jahren Bundesvereinigung Logistik im Bremer Rathaus.

Auf der 1400. Arbeitssitzung der Landespressekonferenz, die aus diesem Anlaß am vergangenen Freitag anberaumt worden war, diskutierten der Vertreter der Spedition mit einem Bremer Organisator für Straße-Schienen-Verkehr – Werner Maywald von der Firma Kombiverkehr –, dem Vorstandsvorsitzenden der Bundesvereinigung Logistik (BVL), Hanspeter Stabenau, und dem Wissenschaftler für Transportwirtschaft, Gerd Aberle, die Frage „Was bringt der Kombinierte Verkehr“.

Man war sich erstaunlich einig: In der Einschätzung der Situation, wie in dem, was zu tun sei. Das lag wohl nicht zuletzt daran, daß die Seite, die am meisten Kritik zu hören bekam, nicht mit auf dem Podium saß: Die Deutsche Bahn AG.

Selbstverständlich sei es ökologisch wie ökonomisch sinnvoll, ja, dringend geboten, die Waren von der Straße zu holen, hieß es unisono. Mag sich auch der Personenverkehr aus technischen Gründen – Stichwort: Telematik – in der Zukunft vielleicht sogar verringern, die Güter bleiben auf den physischen Transport angewiesen. Und der wird bis zum Jahr 2010 um mehr als das Doppelte zunehmen.

Verkehrskollaps oder aber ein verkehrstechnischer Quantensprung seien deshalb die Alternative, vor der wir stehen, betonte Gerd Aberle. Damit es zu letzterem komme, so herrschte auch in der generellen Lösungsfrage Einigkeit, bedarf es der Logistik. Also einer Verbesserung der Infrastruktur, die die Verzahnung des Güternahverkehrs auf der Straße mit dem Güterfernverkehr auf den Schienen herstellt. „Flächenterminals“ war hier sowohl für Werner Maywald, den Systemorganisator bei Kombiverkehr, als auch für den Spediteur Detthold Aden das Zauberwort: Die Schaffung eines europaweiten Netzes von Anlaufpunkten, die die Wege für die LKWs verkürzen, Ballungsgebiete entlasten, und vor allem für eine schnellere Verladung sorgen. Natürlich – „Vergessen Sie die alten Güterwägen!“ so Aden – alles auf kompatibler Containerbasis. Daß die Schaffung dieses europaweiten Netzes nicht die Wirtschaft, sondern die Volkswirtschaft, sprich die Steuerzahler, zu tragen haben, war eine der wichtigsten Botschaft, die der Spediteur an diesem Tag unwidersprochen verbreitete. Nicht jedoch mittels einer Ökosteuer, so betonte er: „Das ist ein Greuel für die Spediteure.“

Die Gründe, warum der Schienentransport bei Zuwachsraten von 3-6 Prozent dahindümpelt, sah Werner Maywald vor allem bei der Bahn. „Wir kommen kaum noch auf die Trasse“, so betonte Bremens Logistiker für die Straßen-Schienen-Kombination. Der Personen-Nahverkehr „vernichte“ den Güterverkehr schlicht: „40 Prozent des Netzes werden heute für die Regionalverbindungen genutzt“. Ein weiteres Problem: Eine noch immer nationale Denkungsart der europäischen Bahnen, die dem reibungslosen Verkehr im Wege ständen.

Ein Problem hingegen, so betonte Systematiker Maywald, habe die Bahn im halben Jahr in den Griff bekommen: Lag die Pünktlichkeit der deutschen Züge Ende 1997 noch bei unzumutbaren 80 Prozent, so sei die Verläßlichkeit jetzt auf gerade erträgliche 95 Prozent gestiegen. Grund: Die Gründung der eigenständig agierenden Deutsche Bahn-Cargo. ritz