Indien und Pakistan sauer auf die UNO

■ Der Weltsicherheitsrat verweigert beiden Ländern den Status als Atommacht. Islamabad macht Delhi für Anschläge verantwortlich

New York (AFP/taz) – Der UN-Sicherheitsrat hat die Atomtests Indiens und Pakistans ohne Androhung von Sanktionen verurteilt, die verfeindeten Nachbarländern aber damit nicht beeindrucken können. Beide Staaten kritisierten die Resolution am Wochenende und beanspruchten erneut den Status von Atommächten für sich, der ihnen vom Sicherheitsrat abgesprochen wurde.

In der einstimmig verabschiedeten UN-Resolution werden Indien und Pakistan aufgefordert, höchste Zurückhaltung zu üben und konkrete Schritte zur Vermeidung eines Wettrüstens zu unternehmen. Die Atomwaffenprogramme müßten sofort gestoppt und Atomwaffen dürften auf keinen Fall stationiert werden. Auch sollten die Regierungen beider Länder auf weitere Nuklearversuche verzichten und als Nicht-Atommächte dem Atomwaffensperrvertrag sowie dem Atomteststoppabkommen beitreten.

Ferner rief der Sicherheitsrat Indien und Pakistan auf, einen Dialog über alle Streitfragen aufzunehmen. Dabei müsse eine einvernehmliche Lösung auch im Streit um Kaschmir gefunden werden. Die Teilung der Himalaya- Region war schon zweimal Grund für einen Krieg zwischen beiden Ländern. Auf Sanktionen konnte sich der Sicherheitsrat nicht einigen. Dagegen waren vor allem Rußland, China und Frankreich.

Die Spannungen zwischen Indien und Pakistan verschärften sich am Wochenende weiter, nachdem bei einem Bombenanschlag auf einen vollbesetzten Passagierzug in der pakistanischen Provinz mindestens 24 Menschen getötet und 36 verletzt wurden. Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand, doch Pakistans Informationsminister Mushahid Hussain machte den indischen Geheimdienst für die Tat verantwortlich. „Wir haben unanfechtbare Beweise, die unsere Angaben unterstützen“, fügte er hinzu. Nähere Angaben machte er zunächst nicht. Hussain warf Indien nach einem Bericht der britischen Fernsehanstalt BBC vor, nach den jüngsten Atomtests zu versuchen, politische Gewalt in Pakistan zu provozieren. Er verwies dabei auf weitere Anschläge, darunter einen am vergangenen Freitag in Lahore.