: Katzenklos für Raver
■ Architektur-Studentinnen wollen Tiergarten vor den Urinfluten bewahren
Beim „Ab-Ort“-Wettbewerb des Fachbereichs Architektur haben zwei Studentinnen den Vogel abgeschossen: Sie entwickelten Toiletten für die Love Parade, die ökologisch und kostengünstig sind. Damit könnte der Tiergarten theoretisch vor der gelben Flut der Ravermassen bewahrt werden. Bisher zeigten weder die Stadt noch Love-Parade-Veranstalter Ralf Regitz Interesse an der Idee.
Was die beiden angehenden Architektinnen Christa Wäschle und Simone Schering erdacht haben, ist verblüffend einfach und basiert auf dem Prinzip Katzenklo. Rund um den Tiergarten, so ihr Vorschlag, werden circa einen halben Quadratmeter große Kästen aus Plastik oder Metall aufgestellt. Sie haben eine geringe Höhe und sind mit Katzenstreu gefüllt, die die Hinterlassenschaften der Raver geruchsarm und effektiv aufsaugt. Die Kästen für Männer sind etwas größer und ähneln Pissoirs. Für die Frauen gibt's intimere Einzelkisten. Der Clou dabei: Letztlich passiert nicht viel anderes als in den Jahren davor – wer mal muß, hockt oder stellt sich einfach in den Park. Nur daß diesmal nichts im Boden versickern würde. „Es mußte auf jeden Fall innovativ sein. Das klassische Toiletten-Prinzip beizubehalten, hätte keinen Sinn gemacht“, erklärt Simone Schering das Konzept. „Außerdem sollte es durchführbar sein und nicht zu teuer.“
Mit ihrem Modell haben die Studentinnen einen der drei ersten Preise des jährlich sattfindenden Ideenwettbewerbs gewonnen, der sich diesmal unter dem Motto „Ab-Ort“ dem drängendsten Problem der Love Parade annahm. 250 Arbeiten reichten die Studenten ein, sieben davon prämierten die Architekturprofessoren nach den Kriterien Durchführbarkeit, ökologischer Nutzen und Kreativität. Die ausgewählten Entwürfe sind zum Teil sehr utopisch oder aber mit kritischem Touch, wie die „Techno-Windeln für Techno- Kids“.
Unter den Juroren waren auch Frank Krische, Mitarbeiter der Toilettencontainer-Firma Dixi, und Ralf Regitz. Während sich Krische, so die Studenten, eher zurückhaltend zeigte, war Regitz voll des Lobes. Die Ideen seien „so richtig toll provokativ“, fand er. Sie in die Tat umzusetzen, das sei aber nicht seine Sache. Die beiden Studentinnen hoffen nun auf Sponsoren. Katharina Maas
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