„Er wird seinen Stil kreieren“

■ Bernstein Dances präsentiert sich auf dem Laufsteg: Die Hamburger Ballett-Tage eröffnen mit einer Premiere von John Neumeier im edlen Armani-Design

Edel wird es zugehen an der Dammtorstraße am Sonntag, wenn Opernchoreograph John Neumeier seine jüngste Premiere zeigt. Denn der Mailänder Modeschöpfer Giorgio Armani entwarf hierzu die Kostüme. 427 sind es an der Zahl, und da fragt man sich doch, ob die Oper nicht zum Laufsteg wird. Nein, sagt Pressesprecher Sascha Merlin, es seien „richtige Kostüme, die erst in der Bewegung aufblühen“. Ar-manis Vertreterin in der Hamburger Agentur Schöller und von Rehling sieht das nüchterner: „Da wird kein großer Unterschied sein zwischen Kollektion und Kostümen“, sagt Sandra Nolte. „Warum sollte ein Armani sich verbiegen? Er wird seinen Stil kreieren, den er immer kreiert, den er gern hat.“

Sicher ist, daß Bernstein Dances eine Revue wird und kein Handlungsballett. Bernsteins Leben wird nicht nacherzählt, sondern in einzelnen Aspekten beleuchtet. New York wird thematisiert, wo der Komponist am Broadway mit der West Side Story seinen ersten durchschlagenden Erfolg feierte. Aus verschiedenen 50er-Jahre-Musicals werden Songs erklingen, aber auch Ausschnitte aus der 1971 uraufgeführten Messe für Sänger, Instrumentalisten, Tänzer und Tonband.

Und so geht es weiter während der Ballett-Tage: Als Gastspiel kommt das Nederlands Dans Theater 1 und 2. Damit hat es folgende Bewandtnis: Das holländische NDT wagte Anfang der 90er Jahre ein Experiment mit Tänzern um die 40, die normalerweise in die Verwaltung abwandern müssen. Sie bekamen ein eigenes Ensemble, mit dem sie ihre Lebenserfahrung weiter auf die Bühne bringen können. Die jungen Tänzer bis 22 bildeten auch eine eigene Gruppe, das NDT 2. Das „normale“ Ensemble NDT 1 zeigt in Hamburg überwiegend den stilbildenden Hauschoreographen Jiri Kylian, bei den Jungen hat man die Chance, ein Werk des Israelis Ohad Naharin zu sehen.

Wie immer gibt es dann noch verschiedene Stücke aus dem Repertoire Neumeierscher Werke: sein jüngstes Stück Sylvia, den Vivaldi, den Hamlet und die Artus-Sage, den Sommernachtstraum aus der früheren Schaffensphase. Und Mats Eks Fassung des Dornröschen als Fixerin mit Geliebtem als Dealer aus dem vorletzten Jahr. In der Rolle des Dealers Carabosse wird sich bei dieser Gelegenheit der erste Solist Gamal Gouda nach fast 20 Jahren aus dem Hamburger Ensemble verabschieden. Für ihn hat Neumeier dann noch ein persönliches Geschenk, ein „letztes Solo für Gamal“, das während der abschließenden Gala am 20. Juni vorgetragen wird.

Gabriele Wittmann

„Bernstein Dances“-Premiere: Sonntag, 14. Juni, 18 Uhr. Die Ballettage laufen bis zum 28. Juni, Staatsoper