Nur mit Sonnenbrille

Dan Aykroyd gelingt mit „Blues Brothers 2000“ die völlig überraschungslose Fortsetzung eines Kultfilms  ■ Von Thomas Klein

Kultfilme lassen sich nicht so ohne weiteres fortsetzen: Diesen Schlüsselsatz hätte man Dan Aykroyd und John Landis rechtzeitig vor die Stirn tackern sollen. Weil aber im La-La-Land und Hollywood keine selbstlosen Kultfilmbehüter mit halbautomatischen Klammermaschinen herumlaufen und die Karrieren der beiden Unterhalter längst ins Bodenlose weggerutscht sind (Aykroyd moderiert schon die Aldi-X-Files „Psi Factor“), muß man sich jetzt „Blues Brothers 2000“ bieten lassen.

Der Streifen folgt dabei dem in der US-Filmindustrie berühmt-berüchtigten Prinzip der „sich wiederholenden Geschichte“. Statt der erhofften Fortsetzung bleibt es bei einem Remake, statt neuer Ideen gibt es ganz alte Gags. Sklavisch kopieren John Landis (Regie) und Dan Aykroyd (Hauptrolle und Drehbuch) ihren grandiosen, anarchistischen Revuefilm von 1980.

Wieder beginnt der Film mit einer Entlassung aus dem Knast (hier: Elwood Blues alias Dan Aykroyd), wieder muß die versprengte Blues-Brothers-Band für ein „letztes“ Konzert zusammengesucht werden, wieder gibt es eine religiös gefärbte Losung (statt „We are on a mission from God“ nun „The Lord works in mysterious ways“), und wieder legt man sich dabei mit der Polizei, Rechtsradikalen (und der russischen Mafia!?) an.

Szene für Szene folgt der Streifen dem Original. Doch zwischen den beiden Filmen liegen inzwischen schon 18 Jahre. Momentweise hat das durchaus komische Seiten, etwa wenn Elwood nicht mehr aus einem Staatsgefängnis, sondern aus einem Betrieb der Convict Technologies Inc. entlassen wird. Wenn andererseits Matt „Guitar“ Murphy und Aretha Franklin nunmehr eine Mercedes- Benz-Filiale statt eines Soul-Food- Schuppens führen (?!), ist das aber wenig lustig; daß „Blues Brothers 2000“ (verlogen liberal) sexistische Einlagen per Ausflug in ein Striplokal serviert und auch doofen Voodoo-Budenzauber mit „Priesterin“ Erykah Badu, macht die Sache auch nur schlechter.

Spätestens, wenn sich der schwarze Polizist (Joe Morton) von Elwood über seine Bestimmung als Blues-Bruder, also seine afroamerikanische Identität belehren lassen muß, ist „Blues Brothers 2000“ mehr als nur ein bißchen peinlich. Das offensichtlichste Defizit des Streifens, das Fehlen von Jake Blues und des 1982 an einer Überdosis gestorbenen John Belushi, wird da nur auffälliger.

Läßt sich Aykroyds Versuch, seinen besten Freund und Partner durch Joe Morton, John Goodman und den zehnjährigen J. Evan Bonifant zu ersetzen, noch mit dem Satz „Ich war alt und brauchte das Geld“ entschuldigen? Nein. Lassen sich Kultfilme rückwirkend durch derart geldschneiderische Fortsetzungen zerkochen? Offensichtlich ja. Über die Musik (B.B. King, Wilson Pickett, Isaac Hayes et al.) allerdings läßt sich reden.

„Blues Brothers 2000“. Regie: John Landis. Mit Dan Aykroyd, John Goodman, James Brown, Aretha Franklin, Joe Morton. USA 1997, 123 Min.