„Innige Männerfreundschaften“

■ SPD-Genossen kritisieren Fraktions-Chef Christian Weber für seine vorgezogene Koalitionsaussage zugunsten der CDU

Mit seiner vorgezogenen Koalitionsaussage zugunsten einer Großen Koalition hat SPD-Fraktionschef Christian Weber sich nicht nur die Kritik der Jungsozialisten eingehandelt. Auch Polit-Profis wie Altbürgermeister Klaus Wedemeier kritisieren Webers Vorstoß als falsches Signal. Wie berichtet, hatte sich Weber gegenüber der Welt für die Fortsetzung einer Großen Koalition ausgesprochen. „Nach dem Tal der Tränen“ sei es dem rot-schwarzen Bündnis von CDU und SPD gelungen, eine „positive Stimmung“ in Bremen zu erzeugen.

„Solche Koalitionsaussagen sind unklug und schwächen die eigene Position“, ärgert sich Klaus Wedemeier über die Aussage des Fraktionschefs. „Man darf vor der Wahl keine Koalitionsaussage machen. Das ist ein Signal der Unsicherheit. Man muß sich selbst erstmal genug zutrauen. Koalitionen sind keine Ehen, die auf Dauer geschlossen werden. Die Bremer SPD muß stärker werden als vorher. Wir müssen auch sehen, was im Bund passiert, davon sind wir nicht ganz frei.“

Selbst SPD-Bürgerschaftsabgeordneter Manfred Fluß, früher Finanzsenator und ausdrücklicher Befürworter der Großen Koalition, findet den Zeitpunkt für eine Festlegung auf ein Bündnis mit der CDU verfrüht: „Ich kann nur hoffen, daß Herr Weber nicht nur beseelt ist von dem Posten, den er besetzt, und davon, daß er mit einem anderen Herrn sehr gut zusammenarbeitet“, spielt er auf die Zusammenarbeit Webers mit CDU-Fraktionschef Neumeyer an. „Ich war ja ein Befürworter der Großen Koalition und halte das im Ergebnis auch für richtig“, so Fluß weiter. „Aber sich jetzt schon festzulegen, zeigt nur, daß man sich selbst nicht zutraut zu regieren.“

Auch an der SPD-Basis reagieren die Genossen verärgert auf Webers Vorstoß. Jürgen Maly, Ortsverein Buntentor: „Herr Weber möchte bitte tiefe, innige Männerfreundschaften nicht mit seinen Aufgaben als Politiker der sozialdemokratischen Partei verwechseln.“ In diese Kerbe schlägt auch Ingo Löhmann, früher Vorsitzender der sozialdemokratischen Arbeitnehmer. Löhmann hatte Weber schon vor rund einem Jahr kritisiert, als er sich gegenüber dem Nachrichtenmagazin Focus für eine Große Koalition ausgesprochen hatte: „Ich würde die CDU in Bremen nicht so schwach einschätzen, daß sie eine Wahlhilfe braucht. Wir müssen mehr an unserem Profil arbeiten, gerade jetzt vor den Bundestagswahlen. Mit Koalitionen befaßt man sich immer am Wahlsonntag und nicht vorher. Ich setze mich dafür ein, daß die SPD eine große Mehrheit kriegt. Ich dachte, Weber hätte gelernt. “ kes