Malloth vor Auslieferung

■ Der KZ-Mörder könne überstellt werden, weil er kein deutscher Bürger sei. Paßentzug

München (AFP) – Der mutmaßliche deutsche Kriegsverbrecher Anton Malloth kann voraussichtlich nach Tschechien ausgeliefert werden. Wie das Bayerische Innenministerium gestern mitteilte, werde dem 86jährigen sein deutscher Paß abgenommen.

Bislang galt der in der Nähe von München lebende Malloth als deutscher Staatsbürger und konnte damit nach deutschem Recht nicht ausgeliefert werden. Eine Auskunft italienischer Behörden habe nun aber erwiesen, daß Malloth staatenlos sei, erklärte ein Sprecher des Ministeriums.

Malloth soll als Angehöriger des SS-Sicherheitsdienstes für die Ermordung zahlreicher jüdischer Häftlinge im Gestapogefängnis „Kleine Festung Theresienstadt“ verantwortlich sein. Nach Informationen der Frankfurter Rundschau war Malloth in Theresienstadt wegen seiner besonderen Brutalität gefürchtet. Noch kurz vor der Befreiung des Konzentrationslagers durch die Alliierten im Mai 1945 habe er Massaker an Häftlingen verübt. Malloth war 1948 in der damaligen Tschechoslowakei in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden.

Nach Auskunft der bayerischen Behörden habe das tschechische Justizministerium sich bereits über den Bonner Botschafter in München nach dem Stand der Dinge erkundigt. Malloth soll nun per Bescheid zur Abgabe seines Passes aufgefordert werden. Er könne allerdings noch Rechtsmittel einlegen, hieß es auf Anfrage.

„Wir haben kein Interesse, auch nur den Anschein zu erwecken, daß sich die bayerische Verwaltung mit womöglich formalen Argumenten schützend vor Herrn Malloth stellt“, erklärte Innenstaatssekretär Hermann Regensburger (CSU). Die bayerischen Grünen warfen den Landesbehörden dagegen vor, sie hätten sich „zehn Jahre lang schützend hinter den NS-Kriegsverbrecher gestellt“. Der 86jährige war von 1952 bis 1956 italienischer Staatsbürger und habe damit seine deutsche Staatsangehörigkeit verloren.