Löwenbändiger am Millerntor

Blue Devils nach Sieg über Braunschweig Lions im Eurobowl-Finale  ■ Von Edwin Feindt

Football-Kenner hatten prognostiziert: „Die werden plattgemacht!“, eingefleischte Fans hatten befürchtet, daß Titelverteidiger Hamburg Blue Devils im Halbfinale des Eurobowl an den Braunschweig Lions scheitern werde. Die 24:50-Klatsche, die die Hamburger vor fünf Wochen beim Deutschen Meister einfingen, war noch nicht vergessen. Gleich der erste Spielzug schien die Befürchtungen der fast 12.000 Zuschauer im Millerntorstadion zu bestätigen: Timo Erbs führte den Kickoff für die Devils aus – direkt in die Arme von Matt Riazzi, der nach einem grandiosen 75-Yard-Lauf das Lederei in die Endzone legte: 0:6. Der schnellste Touchdown im deutschen Football! Doch der mißlungene Versuch zum Extrapunkt ließ ahnen, daß der bisher unbesiegte Tabellenführer wohl doch besiegbar sei.

Noch im ersten Viertel gingen die Devils in Führung: Mit langen Pässen trieb Quarterback Dino Bucciol seine Mannen voran, und Slawomir Rybarczyk erzielte nach einem 30-Yard-Paß den ersten Touchdown für die Hamburger, Erbs sorgte für den Extrapunkt zum 7:6. Im dritten Viertel baute Erbs mit einem Field Goal die Führung auf 10:6 aus, wenige Minuten später erzielte Max von Garnier mit einem 27-Yard-Paß den zweiten Touchdown. Wieder sorgte Kicker Erbs für den Extrapunkt zum 17:6.

Krönender Abschluß der Erfolgsserie war der 43-Yard-Paß von Bucciol auf Claudius Osei. Zum drittenmal sorgte Erbs für den Extrapunkt und die beruhigende 24:6-Führung. Dem konnten die Braunschweiger nur noch einen Touchdown-Paß von Quarterback Adrian Rainbow auf Matt Riazzi und eine Two-Point-Conversion von Jon Horton entgegenhalten: 24:14 hieß es am Ende.

Insgesamt war es ein spannendes Match. Immer wieder walzten die Offenselines voran, um wenige Meter vor der gegnerischen Endzone zu scheitern. Hier bewiesen die Specialteams Stehvermögen. Während die Braunschweiger Löwen durch ein abwechslungsreiches Paß- und Laufspiel glänzten, brillierten die Blue Devils mit ihrem erfolgreichen Paßspiel.

Klar, daß sich Lions-Coach Kent Anderson vom Ergebnis enttäuscht zeigte, aber es gebe ja noch „das zweite Leben in der Bundesliga“, sprich das Rückspiel gegen die Hamburger am 27. Juni. Teufelstrainer Chris Merritt befand ganz unbescheiden: „The best football in Europe is in Northern Germany!“

Trotz seiner Freude über die dritte Teilnahme seines Teams am Eurobowl-Finale und der Zusage seines Amtskollegen beim FC St. Pauli, Heinz Weisener, selbiges am Millerntor austragen zu dürfen, bewegt Blue-Devils-Präsident Axel Gernert eine bange Frage: Wo wird seine Teufelsschar an den nächsten beiden Wochenenden gegen die Paderborn Dolphins und die Braunschweig Lions spielen? Denn bereits am Sonntag beginnt die notwendige dreiwöchige Rasenpflege am Millerntor. Doch Oberteufel Gernert versprach, das Problem bis Mittwoch zu lösen.