Eine elektronische Sexualwünschelrute für Schüchterne Von Ralf Sotscheck

Irischen Männern sagt man einen eher rauhbeinigen Charme nach. Im Umgang mit dem anderen Geschlecht sind sie eher ungeschickt, so behaupten jedenfalls die Irinnen. Es heißt, ein irischer Mann schiebe zehn schöne Frauen beiseite, um an sein Bier zu gelangen. In Japan gibt es offenbar ein ähnliches Problem: Japanische Männer seien äußerst schüchtern, so ist zu hören. Doch jetzt naht Rettung, eine Erfindung aus Japan, die demnächst auf den britischen und irischen Markt kommt, soll Abhilfe schaffen: ein „Lovegety“, eine Art Tamagotchi für Erwachsene. Rund sechzig Mark soll das nützliche Spielzeug kosten.

Es gibt ihn in zwei Farben: rosa für die Frau, hellblau für den Mann. Dem eiförmigen Gerät wird die gegenwärtige Stimmung seines Besitzers oder seiner Besitzerin einprogrammiert. Lust auf eine anregende Unterhaltung, aufs Kino zu zweit, auf ein Bierchen, eine Partie Schach oder auf mehr? Man kann dem Lovegety die Partnersuche überlassen, wenn man ihm seine geheimsten Wünsche anvertraut hat. Sie bleiben freilich nicht lange geheim: Kommt nämlich ein ebenso programmierter Lovegety in einem Radius von viereinhalb Metern vorbei, fangen beide Dinger an zu piepsen. Die potentiellen Partner können sich dann aus sicherer Entfernung beäugen und, wenn sie wollen, ihrem quiekenden Kontaktanbahner grünes Licht geben: Drückt man auf den Zustimmungsknopf, leuchtet bei dem anderen Piepser eine grüne Lampe auf. Damit ist die Aufgabe des Lovegety beendet, den Rest muß man schon selber tun.

Die Partnersucheier funktionieren nur heterosexuell. Libido-Melder der gleichen Farbe reagieren nicht aufeinander, selbst wenn beide auf eine harmlose Runde „Mensch, ärgere dich nicht!“ gepolt sind. Es ist logischerweise auch sinnlos, wenn Schwule sich ein rosa Lovegety und Lesben ein blaues zulegen, weil sie auch dann nicht zueinander finden.

Das dürfte die katholische Kirche in Irland etwas besänftigen. Wie zu erfahren war, drängt sie auf eine Sonderanfertigung für den irischen Markt: Stellt man den Lovegety auf sexuelles Begehren ein, reagiert er nur auf das Pendant des Ehepartners. Die Bischöfe sollen auch beim Gesetzgeber vorstellig geworden sein: Bei Unverheirateten soll das Drücken des Zustimmungsknopfes ein rechtlich bindendes Ehegelöbnis sowie eine Verzichtserklärung auf jedwede Verhütungsmittel einschließen.

In Japan hat die Firma „Erfolg“ – sie trägt tatsächlich diesen deutschen Namen – seit Februar bereits 300.000 Lovegetys abgesetzt. „Männer arbeiten ihr ganzes Leben lang und finden es schwierig, mit Frauen Bekanntschaften zu schließen“, sagt Firmensprecherin Takeya Takafugi. Sie kann sich richtige Lovegety-Clubs vorstellen, in denen die Menschen mit der elektronischen Sexualwünschelrute in der Hand herumlaufen und sich gegenseitig anpiepsen.

Das Unternehmen entwickelt derzeit eine Luxusversion, die willige Partner schon auf hundert Meter Entfernung ausmacht. Das mag für dünn besiedelte japanische Inseln geeignet sein, doch in Dublin werden bereits die kurzsichtigen Lovegetys ein Chaos anrichten. Wahrscheinlich explodieren sie, wenn sie in einer vollbesetzten Kneipe auf hunderte andere Piepser treffen, die alle das gleiche wollen: ein Bier.