Jüdisches Museum bleibt Manövriermasse

■ Eröffnung des Libeskind-Baus auf das Jahr 2000 verschoben, Finanzierung ist weiterhin unklar

Das Jüdische Museum im Libeskind-Bau wird frühestens in der ersten Hälfte des Jahres 2000 eröffnet, und nicht, wie bislang vorgesehen, bereits im Herbst 1999. Das berichtete Staatssekretär Lutz von Pufendorf gestern auf Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vor dem Kulturausschuß des Abgeordnetenhauses. Auch in der Frage des Status, den das Museum künftig haben soll, nahm Pufendorf bisherige Verlautbarungen teilweise zurück. Hieß es Ende März noch, daß das Jüdische Museum „volle Autonomie“ erhalten solle, so sprach Pufendorf jetzt von einer „gewissen Selbständigkeit“ der Institution.

Was darunter zu verstehen sei, wurde nicht weiter konkretisiert. Klar ist dagegen, daß sich das Land vorerst nicht um eine großzügigere Finanzierung des Jüdischen Museums kümmern wird. Die Verhandlungen mit dem Bund über eine Beteiligung am Etat führe der Direktor des Museums, W. Michael Blumenthal, in eigener Regie. Allerdings sei eine Entscheidung vor der Bundestagswahl nicht zu erwarten.

Blumenthal hatte einen Bedarf von rund 12 Millionen Mark pro Jahr errechnet, wovon die eine Hälfte das Land Berlin, die andere der Bund übernehmen sollte. „Das Jüdische Museum wird 1999 für den Landeshaushalt keine Relevanz haben“, sagte Pufendorf nun. Anders ausgedrückt: Geht es nach dem Kultursenator, bleibt in punkto Finanzierung alles beim alten, wird das Jüdische Museum mit einer, auch im Hinblick auf die Eröffnung dringend benötigten Aufstockung der Mittel auf absehbare Zeit nicht rechnen können. Pufendorf ging auch auf die veraltete Senatsvorlage mit den Rahmenbedingungen für die Institution ein, die Anfang Mai präsentiert wurde. Eine Aktualisierung sei in Arbeit, sie soll „noch vor der Sommerpause“ vorgestellt werden. Ulrich Clewing