■ So funktioniert Radio-Software
: Jazzy oder waltzy

Der Mensch bleibt aber auch bei dem voll-computerisierten Sendeplan unverzichtbar. Musikredakteure müssen mit Hilfe ihres Rechners nicht nur das Tempo der Songs (die sogenannten Beats per Minute) auszählen, sondern auch die Songs nach bestimmten Merkmalen einordnen. Sie sortieren nach Genre (etwa UK-Pop, deutscher Dialekt-Pop oder Tanzmusik), Charakter (Jazzy, waltzy oder melodisch), Zeit (60er oder aktuell) und Klasse (Hit oder Remake). Außerdem geben sie ein, ob es sich bei den Interpreten um eine Band handelt, eine Frau oder einen Mann.

Weil einige dieser Kategorien interpretierbar sind, dürfen dann auch mehrere Merkmale angeklickt werden. Weiterhin weisen sie den Songs eine Funktion im Programmverlauf zu. So werden nur solche Stücke als „Opener“ direkt nach den Nachrichten gesendet, in denen schnell die sogenannte „Hook-Line“, der „Angelhaken“, die Zeile zum Mitsingen, vorkommt. Lange Intros sind tödlich. Andere Songs verlangsamen das Tempo einer Sendung, vor der Werbung sind Stücke mit apruptem Ende gefragt. Neue Songs werden einer eigenen Kategorie zugeordnet, werden eine Weile gespielt und wenn sie nicht in die Charts kommen, herausgeworfen. Die Redakteure legen außerdem fest, zu welcher Jahres- oder Tagszeit ein Song gespielt werden darf. Kein Sender spielt etwa We will rock you von Queen am Morgen oder Last Christmas von Wham im Sommer.

Jederzeit eignet sich dagegen ein Lied wie Love ain't there anymore von der Boy-Group Take That, Genre US-Pop, Zeit 90er Jahre. Von der Funktion her ein klassisches Mittelstück, ein Hit, waltzy im Charakter, Tempo slow, mit Männerstimme: Soll einmal wöchentlich aus dem Radio schallen. jof