Geliebtes Kick-and-Rush scheitert

■ Nach dem 1:1 gegen Norwegen dürfen sich die Schotten Hoffnungen machen, doch tatsächlich einmal eine zweite WM-Runde zu erreichen

Berlin (taz) –Zum achten Mal sind sie nun schon dabei, nach dem gestrigen 1:1 gegen Norwegen in Bordeaux dürfen sich die Schotten nun immerhin Hoffnungen machen, diesmal nicht schon wieder vor den Ansichtskarten ihrer Fans zu Hause anzukommen. Ein Sieg im letzten Gruppenspiel gegen Marokko könnte für das Achtelfinale reichen, während die Norweger nun fast einen Erfolg gegen Brasilien am 23.Juni brauchen.

Die Norweger, immerhin ein WM-Geheimfavorit, waren völlig überrascht vom auf Ballbesitz bedachten Kurzpaßspiel der Schotten, obwohl deren Coach Craig Brown vor dem Spiel diese Taktik angekündigt hatte. Trotzdem köpfte Håvard Flo von Werder Bremen 20 Sekunden nach Wiederanpfiff das reichlich unverdiente norwegische Führungstor, als Schottlands Torwart-Oldie Jim Leighton eine Flanke in den Fünfmeterraum unterlief. Trotz ihrer erfolgreichen Taktik wurden auch die Schotten nie richtig gefährlich, und der Ausgleich fiel bezeichnenderweise nach einem langen Paß, den Craig Burley in der 65. Minute über den unmotiviert herausgelaufenen Frode Grodas hob.

Nach den beiden enttäuschenden ersten Spielen wird sich Norwegens Trainer Egil Olson nun Fragen gefallen lassen müssen, warum er weiter an seinem geliebten Kick-and-Rush festhielt, obwohl der Großteil seiner Spieler vom Verein einen gänzlich anderen Stil gewohnt ist. Nachdem ihnen die antrittsschnelleren Marokkaner beim 2:2 schlicht davongerannt waren, waren sie überraschend auch gegen die eher lahmen Schotten nie in der Lage, das Spiel zu kontrollieren. Auch daß Olson die Aufstellung auf drei Positionen geändert hatte, konnte nicht verhindern, daß die Schotten dominierten und in der 17.Minute Pech hatten, als der Schiedsrichter bei einem Foul an Gordon Durie den Tatort außerhalb des Strafraums verlegte. „Wir glauben an die Effektivität unseres Systems“, hatte Verteidiger Stig Björnebye vergeblich gehofft. to