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Nach der Operation ab zu Mama

■ Ambulante Operationen sollen besonders gefördert werden / Zugleich fordern Krankenkassen Bettenabbau in Krankenhäusern Extraförderung

Die Krankenkassen nehmen einen neuen Anlauf, um die Zahl der Betten in Bremens Krankenhäusern zu reduzieren. Um das zu erreichen, sollen PatientInnen öfter ambulant operiert werden, ihre Operationswunden zu Hause ver-narben lassen und nicht in teuren Krankenhausbetten liegen.

Das erklärten gestern nachmittag der Vetreter der Bremer Angestellten- und Ersatzkassen, Karl Nagel, und der Vertreter der niedergelassenen Ärzte, Klaus Stratmann von der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen (KVHB). Beide Organisationen haben einen Vertrag über die Förderung ambulanter Praxen in Bremen abgeschlossen.

Mancher niedergelassene Chi-rurg in Bremen wird demnach in Zukunft besser gestellt sein als seine haus- und fachärztlichen Kollegen mit anderer Spezialisierung. Denn ihre Arbeit wird nur noch unter Vorbehalt über den jährlichen 400-Millionen-Mark-Topf abgerechnet, den sich alle Bremer Ärzte teilen müssen. Während etwa Hausärzte eventuell weniger Geld für jede Leistung bekommen, wenn das Budget erschöpft ist, sichert der Vertrag den Chirurgen das Geld für Operationen zu, das sie auch 1997 erhalten hatten.

Einsparungen versprechen sich die Kassen aber auch, weil nicht alle niedergelassen Operierenden mit in den Vertrag dürfen, gestand zähneknirschend Klaus Stratmann von der KV. Kiefernchirurgen zum Beispiel, die schon immer ambulant operierten, müssen sich weiter aus dem zugedeckelten 440-Millionen-Topf ernähren. Schielende Kinder aber kommen in Bremen künftig leichter an die ambulante Operation: Von 17 besonders geförderten Bereichen betrifft ein Viertel Augenkrankheiten.

Das geht gegen die Krankenhäuser, ist den Krankenkassen Bremens Ausstattung mit drei stationären Augenchirurgien sowieso ein Dorn im Auge. Der gesamte Landeskrankenhausplan für die Jahre 1998 - 2003 ist umstritten. Die Kassen wollen in Bremen insgesamt 1.500 Betten abbauen – die Behörde nur 780.

Der Krankenhausgesellschaft übrigens, so auf Nachfrage ihr Geschäftsführer Jan Wiegels, sind noch die 780 Betten zuviel – auch sie lehnt den Plan ab. Den Vertrag zwischen den niedergelassenen Konkurrenten und den Kassen hält Wiegels für problematisch. Solange die Krankenhäuser nicht miteinbezogen würden, sei der gesetzlich vorgeschriebene Gleichheitsgrundsatz verletzt. ritz

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