■ Rosi Rolands Bremer WM-Geschichten: Werders Fehlkäufe
Ja, ist es denn die Möglichkeit. Nun ist der Rune Bratseth schon seit vier Jahren wieder in Trondheim und nun müssen die Werder-Geschichtsbücher umgeschrieben werden. Der beste Libero, den der örtliche Fußballverein je in seinen Reihen hatte, ist überhaupt gar nicht von dem genialen Talentescout Otto Rehhagel entdeckt worden. Diese offizielle Werder-Verlautbarung ist erstunken und erlogen. Das der Rune von Rosenborg Trondheim an die Weser gelangte, war nichts als der reinste Zufall.
Der Rehhagel Otto hatte nämlich seine Fühler nach dem Trondheim-Spieler Vegard Skogheim ausgestreckt. Den Mann wollte der Trainer unbedingt haben und lud ihn dereinst im Jahre 1986 zum Probetraining ein. Weil der Herr Skogheim aber keinen Brocken Deutsch verstand, bat er seinen alten Kumpel und Mannschaftskameraden Rune Bratseth, ihn bei dem Deutschlandtrip zu begleiten. Und weil der unverhoffte Dolmetscher eben auch Fußballer war, hat er sich damals beim Skogheim-Probetraining ebenfalls die Stollenschuhe angezogen und den einen und anderen Paß gespielt – natürlich nur um besser dolmetschen zu können.
Das Resultat dieses denkwürdigen Probetrainings ist wiederum hinreichend bekannt. König Otto entschied kurzerhand, daß er beide Spieler haben wollte, und Willi Lemke nickte ab. Rune Bratseth avancierte dann zum „schnellsten und fairsten Libero der Liga“, so Trainer Rehhagel. Belegt ist dies durch die Tatsache, daß der Super-Kicker in sieben Jahren nur zwei rote Karten erhielt – und die wegen Meckerns. Apropos sieben Jahre. Als Bratseth verpflichtet wurde, soll er gesagt haben, er bleibe maximal zwei Jahre an der Weser. Diese weise Vorhersagung erfüllte sich dann schließlich für den Kollegen Skogheim. Der machte in zwei Jahren drei Spiele für Werder. Seinen Einstand feierte er obendrein im berühmt berüchtigten Pokal-thriller gegen Dynamo Berlin 1988. Werder ging mit 3:0 baden. Das sensationelle 5:0 aus dem Rückspiel ging in die Annalen des hiesigen Fußballvereins ein. Nur: Ein Vegard Skogheim war dabei nicht aufgelaufen. Da hatte der Rehhagel Otto halt völlig daneben gegriffen mit dieser Verpflichtung.
Aber sind diese Irrtumskäufe bei Werder nicht an der Tagesordnung? Erinnern wir uns, als Harvard in der Saison 96/97 als Mann „mit Drang zum Tor“ 14 mal zum Einsatz kam, nur leider keinen einzigen Treffer erzielte.
Sollte etwa auch bei Harvard Flo dem Verein ein kleiner Irrtum unterlaufen sein? Nur einer, der sich im Gegensatz zu Bratseth, nicht sehr positiv auswirkte. Wollte der damalige Trainer Dörner vielleicht Harvards Cousin Tore Andre Flo verpflichten? Was soll's, inzwischen mausert sich unser Harvard zum tollen WM-Goalgetter, findet Ihre Rosi Roland.
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