■ Heribert: Getretene Füße, viereckig
Im zweiten Teil der WM-Kolumne: Alles über die Schelte gegen Norwegens Team
Eine Mannschaft zur WM zu schicken, heißt, sich dauernd Sorgen zu machen: um verletzte oder mental gehandikapte Spieler, mißlungene Taktiken oder randalierende Fans. Oder auch nur darum, was die Nachbarn sagen. Besonders harsch ist jedoch die Kritik an Norwegens Team. „Die Spieler haben viereckige Füße und müssen nach dem Spiel nicht zur Massage, sondern zum Ölwechsel“, spottete Don Diego. „Höhlenbewohnerfußball“, höhnte der Guardian. Das wäre noch erträglich gewesen, denn auch Norwegens Fans zu Hause waren nach den beiden ersten Spielen sauer. Allein: Daß sich dann ausgerechnet die Schweden einmischen mußten, war zuviel. „Norwegen, die Schande des Nordens“, beschimpfte die schwedische Zeitung Aftonbladet das Team von Trainer Egil Olsen, genannt Drillo. Der Aftonbladet-Reporter: „Als ich am Sonntag Drillo traf, sagte er: ,Wir können besser spielen, als wir es gegen Marokko gezeigt haben. Das Problem ist allerdings, daß wir auch viel schlechter spielen können.‘ – Nun, das haben wir gemerkt.“
„Alle hassen Drillo – schon wieder“, mußte die norwegische Zeitung Dagbladet da beklagen, „und natürlich sind es die Schweden, die am härtesten mit uns ins Gericht gehen.“ Blöd nur, daß die leider recht haben: „Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt ein so schlechtes Spiel von den Drillos gesehen habe“, gibt Øivind A. Monn-Iversen im Dagbladet zu: „Das Spiel gegen Schottland war aufsehenerregend elendig.“ Eine Erklärung für das Gekicke findet auch Monn-Iversen nicht, dafür aber für die Reaktionen: „Bei der USA-WM war es einfach, die Kritiken zu überhören. Damals hatte unser Status als bevölkerungsarmer Emporkömmling, der sich mit einfachen Mitteln gegen die Etablierten durchsetzt, einen gewissen Charme. Nun werden die Drillos als Schwergewichte betrachtet. Und nichts ist lächerlicher als ein torkelndes Schwergewicht.“ Und nichts gemeiner als der Neid schwedischer Nachbarn, die sich selber nicht mal qualifiziert haben. Sondern gegen die Standfußballer aus Österreich in der Qualifikation rausgeflogen sind. Elke Wittich
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