Hilfe für Indiens A-Bombe

■ US-High-Tech-Exporte unter Verdacht. Sanktionen gegen Atomversuchsländer

Berlin (taz) – Das US-Handelsministerium hat im vergangenen Jahr den Export sogenannter Dual-use-Güter nach Indien im Wert von 151 Millionen Dollar genehmigt. Das berichtete gestern der US-Fernsehsender CNN. Dual- use-Güter sind Waren, die sowohl zivil als auch militärisch genutzt werden können.

Nach den CNN-Recherchen waren unter diesen Gütern 64 Kilogramm des Leichtmetalls Beryllium, das zum Bau von Hitzeschilden für Satelliten benutzt wird. Der indische Importeur hatte den US-Stellen versprochen, das Metall nur zu diesen Zwecken zu verwenden. Einen Teil sandte die indische Firma anschließend zurück. Über den Verbleib der Restmenge gibt es nun Spekulationen in den USA.

CNN zitiert Gary Millhollin vom „Wisconsin Project“, einer Atombeobachtungsgruppe, mit der Aussage, Beryllium lasse sich sehr gut zur Effektivierung von Nuklearwaffen einsetzen, weil es die Anzahl der Zerfallsreaktionen eines Urankerns erhöhe.

Ein weiterer hochwertiger Exportposten waren Schwingungsmesser, die den indischen Forschern erst eine effektive Auswertung der im Mai unternommenen Atombombenversuche ermöglicht haben dürften.

Das US-Repräsentantenhaus hatte schon am Donnerstag mit fast einhelliger Zustimmung einen Untersuchungsausschuß zu Technikexporten nach China eingerichtet. Dort soll wenige Tage vor Clintons Reise nach Peking untersucht werden, ob die Chinesen die eigentlich für Satelliten bestimmte Technik zur Optimierung ihrer Nuklearwaffen verwendet haben. Regierungsangehörige wiesen vor dem Kongreß gleichzeitig Vermutungen zurück, daß das Handelsministerium weniger streng mit Technologieexporten umgehe als das Außenministerium, das die Kompetenz in dieser Frage hatte abgeben müssen.

Durch die Sanktionen, welche die USA nach den Atomtests verhängt hatten, werden Indien 2,5 Milliarden und Pakistan 1,5 Milliarden Dollar an Krediten verloren gehen. Die Kreditsperre bezieht sich nach Angaben der US-Regierung nur auf den Regierungssektor, nicht aber auf die Privatwirtschaft. Landwirtschaftskredite sollten ebenfalls von den Sanktionen ausgenommen werden. US- Wirtschaftskreise befürchten wegen der am Donnerstag konkretisierten Strafmaßnahmen Wettbewerbsnachteile gegenüber europäischen und asiatischen Firmen.

In Reaktion auf die Sanktionen erklärte ein pakistanischer Regierungsberater in Islamabad: „Es gibt nichts Gefährlicherers, als ein armes, verzweifeltes Land wirtschaftlich an den Rand des Abgrunds zu drängen. Das einzige, was es dann noch zu verkaufen hätte, wäre seine Atombombe.“ Volker Michael