Sozis wollen Pflanzen Vorschriften machen

■ Im Bundestag zeigen sich Differenzen der Opposition zum Thema Biotechnologie

Bonn (taz) – Bei der gestrigen Debatte im Bundestag über Biotechnologie wurde deutlich: Eine Zusammenarbeit zwischen SPD und Grünen wäre konfliktreich. Die Gentechnikexpertin der Grünen, Marina Steindor, sagte: „Die gentechnische Manipulation von Lebewesen ist ökologisch, ethisch und moralisch nicht vertretbar.“ Deshalb sieht ein Antrag ihrer Fraktion vor, die Freisetzung genetisch manipulierter Organismen zunächst zu minimieren und später zu unterbinden. Sinnvoll sei der Einsatz der Gentechnik nur in der medizinischen Forschung, weil es hier im Einzelfall keine Alternative gebe, neue Medikamente zu entwickeln. Die SPD dagegen will die Gentechnik in allen Bereichen „offensiv nutzen“. Der sozialdemokratische Gentechnikexperte Wolf-Michael Catenhusen sagte: „Ein Verbot von Freilandversuchen wird es mit der SPD nicht geben.“ Die Gentechnik garantiere Arbeitsplätze in wichtigen Zukunftsbranchen.

Durch Gesetze möchte die SPD festlegen, daß gentechnische Versuche korrigiert werden, wenn sie sich als zu gefährlich erweisen. Die Grünen halten diese Forderung für sinnlos, weil Genmanipulation sehr tief in das komplexe evolutionäre Geschehen eingreife. Die Folgen seien nicht durch Gesetze zu kontrollieren.

Einig sind sich die beiden Parteien in der Forderung nach einer besseren demokratischen Kontrolle gentechnischer Versuche. Demgegenüber sieht eine EU- Richtlinie vor, daß Genehmigungen für ganz Europa gelten sollen – ohne daß ein Einspruch durch nationale Parlamente möglich ist.

Unterdessen bilanzierte Bildungsminister Jürgen Rüttgers auf der Biotechnik-Messe in New York stolz: 465 deutsche Unternehmen setzen jährlich 4 Milliarden Mark mit Biotec um und beschäftigen 10.000 Menschen in ihren Forschungs- und Entwicklungsabteilungen. Cornelia Fuchs